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StadtliegerStadtfein und wendig

■ Liegeräder werden zum Scooter Bike

Daß die meisten Radfahrer keine Sportler sind, ist bekannt. Sie bestreiten ihre Fahrten im Alltag und Beruf. Hausfrauen, Studenten, Postboten und Fahrradkuriere, um nur einige zu nennen, hatten bisher am Liegerad kaum Freude. Die Modelle waren zu sportlich, zu sperrig und zu teuer. Das ändert sich nun.

Liegeradhersteller haben den Stadtradler als neue Kundenschicht entdeckt und bieten entsprechende Bikes an. An erster Stelle steht dabei einfaches Handling. Die Stadtlieger lassen sich ohne Gewöhnung steuern, fahren Bürgersteigkanten hoch und sind durch ihre kurze Bauform wendig und bequem. Der hohe Lenker sorgt für Easy-Rider-Feeling und vereinfacht das Schieben des Gefährts, etwa in der Fußgängerzone. Für kleine Menschen und Ältere sind die Räder wegen des niedrigen Durchstiegs ebenfalls interessant.

Wegbereiter der Stadtliegeräder ist das „Bike E“ aus den USA, dank Alu-Rahmen wiegt es kaum 14 Kilogramm. Der kurze, aber dennoch bequeme Sitz erlaubt das Tragen eines Rucksacks. Den Vorzug einer Federung bietet das „V-200“ aus dem Hause Flux. Dieser City-Blitz überzeugt durch umfangreiches Zubehör (bei einem Verkaufspreis von 2.098 Mark), wie etwa Rückspiegel, Ständer, Schutzbleche und komplette StVZO-Ausstattung. Eher für die zügige Fahrt zur Stadt ist das „Wavey“ von HP Velotechnik geeignet. Ein flacher Sitz und sportliches Treten nach vorne verlangen dem Einsteiger etwas Gewöhnung ab.

Nahezu schweißfrei bleibt der Rücken beim „Horizont Swing“ von Zweirad & Zukunft dank einer Kombination aus Kernledersattel und sehr schmaler Lexan-Lehne. Die Räder entstehen in einem Ausbildungsprojekt für sozial- und bildungsbenachteiligte Jugendliche in Hamburg-Altona und kosten 2.890 Mark. Für kaum 1.000 Mark ist dagegen das spartanisch ausgestattete „Ok-Ja“ von Flevo zu haben. Den entgegengesetzten Weg schlägt der „Radnabel“ ein: Edelausstattung und super Federung sowie imposante Ladekapazität und Regencape machen das Rad zum vollwertigem Autoersatz. Das Patentrezept gegen schlechte Straßen bietet die Firma Ostrad aus Berlin. Ihre Liegeräder sind butterweich abgefedert, bieten dadurch höchsten Komfort und sind dabei selbst hart im Nehmen, also quasi expeditionstauglich.

Mit dem „Scooter Bike“ präsentieren Klaus Schröder und Norbert Natteford ein völlig neues Fahrradkonzept. Ihr Anliegen, ein Stadtrad fürs nächste Jahrtausend zu entwerfen, läßt sich in einer Vielzahl von Einzelaspekten erkennen: perfektes Fahrverhalten, das allen Fahrsituationen in der Innenstadt gerecht wird, ist ebenso selbstverständlich wie bester Komfort dank Vollfederung. „Das Rad soll vor allem bisherige Nichtradfahrer ansprechen“, betont Erfinder Klaus Schröder. So legen die beiden Macher größten Wert auf geringen Wartungsaufwand (Nabenschaltung, Industrielager, Rollerbrake und gekapselte Kette), elegante Formgebung und unkompliziertes Handling. Den Preis von etwa 4.500 Mark sieht Schröder als „Hommage an das coole Design und die minimalistische Ausstattung“. Gunnar Fehlau

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