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Wie ökologisch sind die Gemeinden?

■ Mit einer neuen Checkliste des BUND kann jeder eine Mängelliste erstellen

Alle Städte wollen Öko-Städte sein. Welche Stadt ist es wirklich? Mit einer Checkliste des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) kann nunmehr jeder selbst die Bemühungen seiner Heimatgemeinde prüfen. Akribisch hat der Verband alles zusammengestellt, was in Kommunen als Meßlatte für ökologisches Bemühen taugt. Zum Beispiel unter dem Stichwort „Naturschutz und Landschaftspflege“: Gibt es ein Programm zur Entsiegelung öffentlicher Flächen? Zur Begrünung von Fassaden und Dächern? Falls nicht, können ökologisch Interessierte anhand des Leitfadens ihrer Gemeinde jetzt eine Mängelliste vorlegen. Damit die Rathausdamen und -herren sich dann nicht lapidar mit „geht nicht“ herausreden können, hat der BUND auch jene Städte aufgelistet, die Vergleichbares bereits beschlossen haben. „Entsiegelungsprogramme“ gibt es zum Beispiel in Heilbronn und Konstanz. Und in Ludwigsburg legt man bei der Ausweisung von Baugebieten beispielsweise Wert darauf, daß Fassaden und Dächer begrünt werden.

Gerade durch diese Referenzgemeinden wird deutlich, daß der BUND keine unrealistischen Forderungen stellt. So erhält die Broschüre durch die vielen Beispiele einen hohen Gebrauchswert. Der Leser erfährt, daß in Stockach die Vermarktung regionaler landwirtschaftlicher Produkte gefördert wird, in Bad Wurzach verölte Fließgewässer renaturiert und in Heidelberg Artenschutzprogramme unterstützt werden.

Die Checkliste besticht durch Vollständigkeit. Das Heft ist in acht Kapitel gegliedert und behandelt Themen von der Bauleitplanung über Energie, Verkehr bis zur Öffentlichkeitsarbeit. Jedes Kapitel für sich zeigt beachtliche Leistungen, die einzelne Kommunen bereits erbringen. In den baden-württembergischen Gemeinden Hüfingen, Illmensee und Renquishausen zum Beispiel werden bürgerfinanzierte Windkraftwerke durch die Kommune unterstützt, in anderen Gemeinden (Münster, Karlsruhe) gibt es Fördergeld für Biogasanlagen. Auch für die Verkehrsplanung gibt es pfiffige Projekte: Fußgänger-Leitsysteme in Basel, fahrradfreundliche Ampelschaltungen in Erlangen, Radwegepläne in Ravensburg und Heilbronn. Tübingen, Wuppertal und Hameln fördern Mobilitätszentralen, Radolfzell am Bodensee bezuschußt Solartankstellen. Und Allensbach, Saarbrücken und Bad Schussenried dosieren den in die Stadt fließenden Autoverkehr durch „Pförtnerampeln“ am Ortseingang.

Die Broschüre des BUND, die vom Landesverband Baden-Württemberg herausgegeben wurde, nennt viele Beispiele aus dem Südwesten der Republik, ist jedoch hilfreich für Kommunen und Umweltgruppen in allen Bundesländern. Und sie motiviert: Wer liest, welche Ideen in manchen Gemeinden schon umgesetzt wurden, fragt sich, warum diese Beispiele nicht viel mehr Schule machen. Vielleicht kann die Broschüre ja etwas nachhelfen. Bernward Janzing

Umweltstandards in Städten, Gemeinden und Kreisen, 10 Mark. Bezug: BUND, Mühlbachstraße 2, 78315 Radolfzell-Möggingen, Fax (07732) 1507-77

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