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Nicht mal für den hohlen Zahn

2000 Hamburger Zahnärzte im Streik. Sie bekommen zu wenig Geld, schimpfen sie. Stimmt nicht, sagen die Krankenkassen  ■ Von Elke Spanner

Ungehindert fraß sich der Karies gestern weiter durch die Münder der HamburgerInnen. Denn die Zahnarztpraxen blieben zu. Statt Löcher zu stopfen, versammelten sich rund 2000 ZahnärztInnen und ihre HelferInnen zum „1. Hamburger Kassenspartag“ im Congress Centrum (CCH), um gegen Geldforderungen der Ersatzkrankenkassen zu protestieren. Wer Zahnschmerzen hatte, mußte eine der fünf Notfallpraxen aufsuchen, die die ÄrztInnen für ihren Protesttag eingerichtet hatten.

17 Millionen Mark hätten die ZahnmedizinerInnen 1997 zuviel kassiert, rechnet der Ersatzkassenverband (VdAK/AEV) vor und fordert diese Summe zurück. Die ZahnärztInnen indes schimpfen in einer Resolution, die sie gestern verabschiedeten, es sei „unverantwortlich, der Öffentlichkeit zu suggerieren, ein Großteil der Zahnärzteschaft würde falsch abrechnen und die hilflosen Patienten übervorteilen“. Sie würden nicht zuviel kassieren, sondern im Gegenteil von den Krankenkassen zu wenig Geld zur Verfügung gestellt bekommen. Statt die 17 Millionen Mark zurückzuverlangen, sollten die Ersatzkassen das Budget um eben diesen Betrag erhöhen.

Die ZahnärztInnen bekommen ihr Honorar nach einem Punktesystem von der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) zugeteilt. Wie groß deren Budget ist, handelt diese wiederum mit den Krankenkassen aus. Nachdem sich die beiden im vergangenen Jahr nicht hatten einigen können, riefen sie das Schieds-amt an. Das legte ein Budget fest – und die ZahnärztInnen überzogen es um eben jene 17 Millionen Mark.

„Es war um zehn Prozent zu knapp bemessen“, sagt Wolfgang Klenke, der Vorsitzende der KZV. Schon seit 1995 reiche der Betrag nicht mehr aus, den die Kassen zur Verfügung stellten. Die Anzahl zahnärztlicher Behandlungen sei gestiegen; die Hamburger ÄrztInnen hätten mehr Rechnungen schreiben müssen, als ursprünglich veranschlagt.

Der Leiter des Kassenverbandes, Klaus Gollert, hält dem entgegen, daß die Zahnärztevereinigung die Schiedsamtsentscheidung seinerzeit hätten anfechten können, worauf sie indes ausdrücklich verzichtet habe. Zudem zahlten die Ersatzkassen den MedizinerInnen bei weitem mehr, als es die sogenannten Primärkassen wie etwa die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK). Die Frage sei, so Gollert, warum die ZahnärztInnen nicht dort um eine Erhöhung ihres Budgets kämpften.

Auch wenn es zu Neuverhandlungen über die 17 Millionen Mark kommen sollte, ist der Konflikt noch nicht ausgestanden. Denn auch in diesem Jahr, das kündigten die ZahnärztInnen bereits an, würden die Mittel „hinten und vorne nicht reichen“.

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