Kosmetik an der S-Bahn

Frauen entwickeln Vorschläge für mehr Sicherheit in Bahn und Bus  ■ Von Elke Spanner

Wenn aus „Beförderungsfällen“ Kunden werden und diese gar zufrieden sein sollen, hört sich das Wirtschaftsunternehmen „Hamburger Hochbahn AG“ sogar die Belange von Frauen an. Daß viele die Sicherheit im öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) bemängeln, ist zwar ein alter Hut, bisher aber noch lange kein Grund zum Handeln. Nun jedoch schlossen sich in Neuwiedenthal 15 Frauen zusammen und erarbeiteten konkrete Vorschläge für Sicherheitsvorkehrungen in Bahn und Bus. Und Wolfgang Marahrens von der Hochbahn ist des Lobes voll: „Das Beispiel sollte Schule machen“.

Allerdings nur, solange es die Hochbahn nicht viel kostet. 39 Verbesserungsvorschläge erarbeiteten die Frauen insgesamt. Ihr Projekt geht zurück auf eine Initiative des Senatsamts für die Gleichstellung mit dem Titel „Frauen im ÖPNV“, welches im Rahmen des Volkshochschulangebots „Frauen lernen im Stadtteil“ in Neuwiedenthal im Januar startete. Die 15 TeilnehmerInnen, alle im Alter zwischen 50 und 60, wünschen sich mehr Begleitpersonal in der Bahn, sichtbare Notrufsäulen und eine bessere Beleuchtung der Bahnhofszugänge. Außerdem sollte sexistische Werbung aus Bahn und Bus entfernt werden, ebenso wie „Schmutz und Vandalismusschäden“.

Seither „hat sich zwar schon einiges getan“, freut sich die Neuwiedenthalerin Resi Peters: Eine Bushaltestelle in Neugraben wurde wunschgemäß verlegt. Außerdem sollen Fahrkartenautomaten, noch in einer dunklen Ecke im Bahnhofsgebäude, auf die Bahnsteige umplaziert werden. Und im September, versprach Detlef Rother von der S-Bahn Hamburg GmbH, werde der Bahnhof gründlich gereinigt und Graffitis würden beseitigt.

Der große Durchbruch sei indes nicht erreicht, bedauert Peters: „Es wird doch eher nur Kosmetik betrieben“. Kostenspieligere Umbauten würden gemieden. So könne etwa der berüchtigte „Angstgang“ zwischen Bahn und Bus in Neuwiedenthal auch künftig nur mit Gänsehaut durchschritten werden: Büsche links und rechts, und darüber kein Licht. Der Vorschlag, dort Lampen zu installieren, klingt banal, scheint aber dennoch ein unüberwindbares Problem zu sein. Rother von der S-Bahn verweist hier auf die Verantwortung der Stadt. Krista Sager, gestern vor Ort, fühlte sich jedoch „weniger als Bürgermeisterin denn als Senatorin für Gleichstellung“ und sah sich als solche nicht dazu berufen, „irgendwo Lampen einzuschrauben“.

Daß die objektive Gefährdungslage und das subjektive Empfinden oft weit auseinanderklaffen, wissen auch die 15 TeilnehmerInnen des Projektes. Von ihnen ist noch keine Opfer einer Straftat im Bahnbereich geworden. Dennoch fühlen sie sich unwohl. „Wenn es so schmuddelig ist, denke ich, hier kann jeder machen, was er will“, begründet eine ihr Bedürfnis nach Sauberkeit. „Und wenn er mir dann was tun will, interessiert es auch keinen.“