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Baulöwe schiebt Verantwortung von sich

■ Klaus Groth räumt doppelte Abrechnungen bei Neubaugebiet Karow-Nord ein, schiebt den Schwarzen Peter aber an die Bauverwaltung weiter. Beamte monierten schon 1997 "Unregelmäßigkeiten", Groth spricht

Nach den Berichten über falsche Abrechungen zu Lasten des Landes Berlin bemühte sich der Bauunternehmer Klaus Groth gestern um Schadensbegrenzung. Bei den „Unregelmäßigkeiten“ im Zusammenhang mit den Erschließungsarbeiten in Karow-Nord, von denen der Spiegel unter Hinweis auf ein Schreiben der Senatsbauverwaltung vom Juli 1997 berichtet hatte, handele es sich, so Groth, „um die üblichen Verhandlungen unterschiedlicher Preisvorstellungen zwischen Bauherrn und Auftragnehmer“.

Gleichwohl mußte Groth gestern einräumen, daß es im Zusammenhang mit den mit 21 Millionen Mark veranschlagten Straßenbau- und Erschließungsarbeiten im Bauabschnitt „Karow 2“ „Mißverständnisse“ gegeben habe. Diese hätten vor allem die doppelte Abrechnung der Kosten für Straßenbeläge in Kreuzungsbereichen sowie die Abrechnung der Kosten für Privatstraßen betroffen. Die Verantwortung für diese Mißverständnisse, so Groth, liege allerdings bei der Bauverwaltung. Dort konnte gestern niemand zu dem Vorgang Stellung nehmen.

Es war allerdings nicht Groth, sondern die Bauverwaltung selbst, die die nicht gerechtfertigten Abrechnungsposten entdeckt hatte. Als Groth für den Bauabschnitt „Karow 3“ 1996 eine Pauschalsumme von 33 Millionen Mark veranschlagte, stellte sich der für den Wohnungsbau verantwortliche Abteilungsleiter der Verwaltung quer. Wegen der „Unregelmäßigkeiten“ sollten keine Pauschalen mehr bezahlt werden, sondern die einzelnen Bauaufträge einzeln verrechnet werden. Groth stimmte diesem Verfahren zu, drohte wegen der Vorwürfe der Bauverwaltung allerdings mit einer Klage. Daraufhin, so der Bauunternehmer, habe man beschlossen, sich außergerichtlich zu einigen. Nachdem schließlich auch noch die Innenrevision des Bausenators verkündet habe, daß es keinerlei Beanstandungen gebe, „war das Thema erledigt“.

Sichtlich um seinen Ruf bemüht, versicherte der Bauunternehmer, der in Berlin unter anderem die CDU-Zentrale in Tiergarten sowie die Zentralen der Arbeitgeberverbände in Mitte baut, daß er auch von sich aus die zu Unrecht ausgewiesenen Rechnungen moniert hätte. „Der Ruf“, sagte Groth, der sich auch um einen städtebaulichen Vertrag im Zusammenhang mit dem Bau des Großflughafens Schönefeld bemüht, „ist unser Kapital. Und der Ruf muß in Ordnung sein.“

Der Landesrechnungshof konnte gestern noch keine Auskunft geben, ob er sich in den Fall einschaltet. Ein entsprechendes Vorgehen hatten die Bündnisgrünen gefordert. Uwe Rada

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