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Antiödipus, herje!

Nein, was die ominösen „außenpolitischen Interessen“ Deutschlands denn nun seien, die „wir“ gefälligst selbstbewußt und unvasallenhaft vertreten sollten, erfuhr man von Egon Bahr samstags in der Schauburg nicht gerade viel. Nur soviel: Ablehnung der Nato-Osterweiterung; Einmischen der Bundeswehr in Jugoslawien; Schluß mit dem Druck auf Rußland, doch bitte ungefragt die westlichen Formen von Demokratie und Marktwirtschaft zu übernehmen. Dafür durfte man endlich die längst überfällige Widerlegung Sigmund Freuds erleben, genauer, seiner Theorie des Versprechens. Der stets launige Radio Bremen-Moderator Otmar Willi Weber wünschte Bahr – Bahr selbst zitierend – zum Abschied ein glückliches Vertrotteln im Alter und trottelte dann selber: „Tschüß Helmut Bahr.“ Lachen allüberall. Weber warf die Arme hoch, halb entzückt, halb bedauernd. Herje. Natürlich ist bei jedem Gespräch über Deutschland der dicke Helmut stets gegenwärtig – zumindes subkutan. Doch zählt Bahr zum leider verschwindenden SPD-Rest ohne eingeschwärzte Sinne. Webers Versprecher trifft also gottlob nicht Pudels Kern. Und Freud ist widerlegt. „Na und“, würde Bahr auch dazu sicher sagen. Sein Lieblingsspruch. So nett kann Außenpolitik sein. taz

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