: Panik in der City Nord
■ Ölkonzern Shell will Hamburger Hauptquartier verscherbeln
Die Hamburger Immobilienszene schüttelt den Kopf und die noch 850 Shell-Beschäftigten in der Hamburger City Nord bekommen es mit der Angst zu tun: Ausgelöst hat diese heftigen Reaktionen die Ankündigung von Shell-Chef Mark Moody-Stuart, die vier europäischen Shell-Zentralen in der Hansestadt sowie in London, Rotterdam und Paris zu schließen.
Ursache für den überraschenden Vorstoß von Moody-Stuart ist ein deutlicher Renditeverfall im weltweiten Gas- und Ölgeschäft, den er durch eine hartes Spar- und Restrukturierungsprogramm auffangen will. Branchenkenner des Energiemarktes verpaßten dem Shell-Vorstoß jedoch sofort umgehend das Prädikat „hektisch & überstürzt“. Diese Einschätzung bestätigen die Reaktionen der europäischen Shell-Häuptlinge, die unisono bekannten, über Ziel und Weg der Umstrukturierung wisse man nichts genaues.
Immerhin, so verspricht Deutschlands Schell-Boß Rainer Laufs, werde man „jetzt unverzüglich damit beginnen, konkrete Lösungen für die Umsetzung zu entwickeln“. Sicher scheint derzeit nur: Shell wird einige seiner Aktivitäten managementmäßig auf europäischer Ebene bündeln. Ob dies an einem Standort oder an verschiedenen geschieht, ist gegenwärtig noch offen.
Damit ist auch noch unklar, in welchem Umfang es zu Stellenabbau und zu Stellenverlagerungen kommt. In jedem Fall aber sollen offenkundig die großen Verwaltungsgebäude verkauft werden. In Kreisen der Hamburger Immobilienbranche zeigt man sich überrascht: Der Verkauf sei schlecht vorbereitet und der Büromarkt in Hamburg übersättigt. Experten schätzen, daß Shell deutlich weniger als 100 Millionen Mark für seinen 70er-Jahre-Palast in der City Nord erlösen dürfte.
Die Deutsche Shell und damit auch ihre Körperschaftssteuereinnahmen werden Hamburg aber erhalten bleiben: „Wir bleiben in Hamburg“, verspricht Sprecher Rainer Winzenried. Vermutlich wird Shell nach einem Verkauf des City-Nord-Gebäudes sogar vor Ort bleiben und Teiles des Gebäude zurückmieten. fm
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