Kommentar: Reizthema Kosovo
■ Grüne lernen in Bremen Außenpolitik
Josef Fischer möchte gerne schon in fünf Tagen Außenminister werden. Was aber tut der grüne Frontmann, wenn alles in seinem Sinne läuft? Wenn der Volkeswille nicht nur Kohl aus dem Kanzleramt, sondern auch seinen FDP-Partner Kinkel aus dem Auswärtigen Amt treibt? Dann heißt es Farbe bekennen, denn außenpolitische Aktionen sind schneller wirksam als Steuer- oder Arbeitsmarktskonzepte. Und dabei haben auch die Grünen das außenpolitische Hauptthema Kosovo bisher wie alle anderen Parteien im Wahlkampf weitgehend totgeschwiegen.
Da gehört Mut dazu, sich wenige Tage vor der Bundestagswahl in das politische Minenfeld einer Kosovo-Debatte zu wagen. Aber im Vorpreschen in einem für die Partei sensiblen Thema haben die Bremer Grünen Erfahrung. Sie zettelten seinerzeit die Debatte um einen Militäreinsatz in Bosnien an, die auch in der taz leidenschaftlich geführt worden ist.
Jetzt rächt sich, daß die Befürworter einer Intervention damals Bosnien als Ausnahmefall dargestellt haben, um unter dem Eindruck des Massakers Srebrenica die Pazifisten zur Zustimmung zu bewegen. Heute steht für den Kosovo eine ähnliche Entscheidung an, weitere werden folgen. Wenn Grüne Deutschlands Außenpolitik gestalten wollen, tun sie gut daran, sich politische Strategien für das vor kurzem noch Undenkbare zu entwickeln. Joachim Fahrun
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen