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: Das ewige Licht

„Binningers Birne“, Mo., 23.55 Uhr, ZDF

Als Kind, erzählt der Autor des Kleinen Fernsehspiels, Andrew Hood, als Kind konnte er nur bei Licht einschlafen, immer. Neulich besuchte er einen Onkel in Deutschland, wo er in einer alten Zeitung auf die Mengenlehreuhr im Berliner Europacenter stößt. Wassndas? Und: Von wem ist die? Hood beschließt: Das krieg' ich raus. Eigentlich sollte es ja eine Art Sprachurlaub werden. Warum nicht so?

Dieter Binninger also. Vor 1991 mit dem Flugzeug abgestürzt. Was der alles erfunden hat: akustische Lichtschalter, Biotoiletten, Klappfernseher, Videokopiersysteme. Hood klappert Binningers Verwandtschaft ab: „Binninger wollte immer das digitale Fernsehen erfinden.“ Wollte. Mit der ewigen Glühlampe muß es aber geklappt haben. Binningers Birne also. Die ewige Glühlampe. Laufzeit eine Million Stunden. Herkömmliche Birnen, erklären Fachleute, hätten nur 1.000 bis maximal 10.000 Stunden. Es gab zwar Testreihen mit Binningers Birne, ist aber dann doch nichts geworden. Hood und wir stutzen. Die einzige Lampe, die natürliches Licht wiedergeben kann und dann noch bis ultimo läuft?

Doch nirgendwo ist eine aufzutreiben. Verschwörungstheorien hangeln sich in uns hoch. Außerdem fällt uns der Kollege Höge, Helmut ein. Der wird auch Hood als Informant empfohlen. Rumms! ist der Mann im Bild. Jetzt kriegt die Sache Hand und Fuß. Daß Binninger mit seinem ewigen Licht nicht durchgekommen war, liege an den Kartellen. Er habe die Ostberliner Glühlampenfabrik Narva der Treuhand abhandeln und dann den Ostmarkt aufrollen wollen. Nebenbei erzählen Hippies von ihren Begegnungen mit Binninger, damit's plastisch wird. Abenteuerlich ist das alles auch so schon genug. Hood forscht weiter. Die Treuhandnachfolger haben Infosperre. In Zeitungsarchiven stößt er auf den makabren Fakt, daß Rohwedder kurz nach dem Glühlampenwechseln erschossen wurde. Aber Hood kriegt die Kurve, die ihn vor allzu gewagter Spekulation bewahrt. Ein Pilot referiert Binningers Größenwahn. Von wegen, die Kartelle hätten ein Rädchen am Flugzeug lockergedreht.

Zum guten Ende findet Hood doch noch eine Binninger-Birne: in einem Klohäuschen. Sein Deutsch ist, bis auf die Zeitformen, besser geworden. Und im Dunkeln einschlafen kann er jetzt auch. Was will er mehr. Michael Rudolf