: Aufstand und Affirmation
■ Von Riot Grrrls zu „frühreifen Früchtchen“: Das Frauenmusikarchiv lädt zum Symposium „Musikerinnen und Öffentlichkeit“ ein
Was ist aus den Riot Grrrls geworden? Warum ärgert sich Miriam Makeba, wenn Journalisten ihre Songs „Weltmusik“ nennen? Und warum gibt die Berliner Musikerin Gudrun Gut lieber Spex ein Interview als dem Frauen-Musikjournal melodiva?
Diesen Fragen will das Hamburger Frauenmusikarchiv in seinem Symposium „Musikerinnen und Öffentlichkeit“ an diesem Wochenende nachgehen. Journalistinnen und Wissenschaftlerinnen berichten über Girl Groups, Medienrummel, Madonna-Videos und Ethnozentrismus.
„In unserem Archiv werten wir seit sechs Jahren die Musikpresse nach frauenrelevanten Themen aus“, erzählt Symposium-Organisatorin Steph Klinkenborg. „Dabei stellen wir fest, daß die Medien noch immer eher über das Aussehen von Musikerinnen berichten als über deren Musik.“ Für Prinz etwa sind die deutschen Mädchenbands vor allem frühreife Früchtchen und quietschige Lolitas, „mit der gewissen Unschuld, die Männer so verrückt macht“. Kommen die Musikerinnen in den „alternativen“ Printmedien von taz bis Spex besser weg?
Salt'n'Peppa, Spice Girls, Courtney Love oder Bikini Kill: Noch nie haben so viel junge Musikerinnen erfolgreich für weibliche Selbstbestimmung und gegen Schönheitsnormen und sexuelle Gewalt angesungen und gespielt. Die Girl Power der Neunziger – zwischen Pop und Punk – ist ein Schwerpunktthema des Symposiums. Hat der Girl-Boom die Strukturen des Musikgeschäfts geändert? Ist es den Riot Grrrls mit ihrer eigenen Kommunikationsstruktur gelungen, die etablierten Medien links liegen zu lassen? Warum trägt Courtney Love, die noch vor ein paar Jahren in zerrissenen Kinderkleidchen und Fuck-Me-Pumps auftrat, inzwischen Designer-Klamotten von Versace? Haben die Medien sie „weichgespült“, wie einige argwöhnen? Das Thema verspricht einiges an Zündstoff.
Fernab des Medienrummels um die „girl-groups“ haben in den letzten Jahren auch in der World Music immer mehr Frauen ihren großen Durchbruch geschafft. Ein Erfolg, der hart erkämpft ist. Ständig sehen sie sich mit Sexismus und Rassismus konfrontiert, in ihren Heimatländern wie in Europa. „Journalisten fragen mich oft, ob meine Musik noch afrikanisch ist“, ärgert sich die Afro-Funk-Sängerin Angelique Kidjo über die hiesige Medienresonanz. „Wenn Du in Afrika auf den Markt gehst, gibt es aber nicht nur traditionelle Musik. Als ich zehn war, habe ich die Stones gehört, die Beatles, Hendrix. Aber wer weiß das hier schon?“
Isabel Rodde
Morgen, 17 bis 22 Uhr, Frauenmusikzentrum, Große Brunnenstraße 63 a. Sonnabend, 11 bis 19 Uhr, Motte, Eulenstraße 43. Danach Konzert. Weitere Infos unter Tel.: 39 27 31
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