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Einfach zurücklehnen und Beine hoch

■ Der ADFC prämierte ein Liegerad als „Fahrrad des Jahres“

Köln (taz) – „Nach oben buckeln, nach unten treten“ – ein uralter Witz zum Nachteil aller Radfahrer. Womöglich wäre er ihnen erspart geblieben, hätte es das Flux V-200 schon früher gegeben. Das ist ein Gefährt mit einem sesselartigen, netzbespannten Sitz, auf dem man aufrecht sitzt, ja fast majestätisch thront. Der Fahrer lenkt mit einem Easy-Rider-Lenker und pedaliert nicht nach unten, sondern nach vorne. Auf der Kölner Fahrradmesse IFMA ist das Flux als „Fahrrad des Jahres“ präsentiert worden. Der Wunsch vieler Radler nach mehr Bequemlichkeit sei sehr ernst zu nehmen, meint der Allgemeine Deutsche Fahrrad- Club ADFC. Seinen regelmäßig zur IFMA inszenierten Fahrradwettbewerb schrieb er daher diesmal für ein Komfortrad aus. Es gehe darum, „Radfahren als leichte, genußvolle Art der Fortbewegung“ erlebbar zu machen, meint ADFC-Vorsitzender Wolfgang Große. Die Hersteller könnten ruhig mal vom „Erfolgskonzept Auto“ lernen, erklärt er ketzerisch.

In der Süddeutschen war kürzlich zu lesen, Liegeräder seien „weitgehend unlenkbar“, nicht anderes als „das tiefergelegte Statussymbol des Hardcore-Müsli“ und gehören zu den „Trends, die die Welt nicht braucht“. Dagegen versichert Konstrukteur Christian- Uwe Mischner, das Umsteigen vom herkömmlichen Rad auf ein Flux sei überhaupt kein Problem: „Ein guter Radfahrer mit einer durchschnittlichen Motorik braucht zur Gewöhnung nur wenige Minuten.“ Obwohl gefedert, wendig und elegant aussehend, ist dieser Drahtesel zugleich ein Packesel. Bis zu drei Fahrradtaschen kann er bewältigen.

Mit Achtgangschaltung ist das Flux für etwa 2.200 Mark zu haben, womit es weit über dem Velo- Durchschnittspreis liegt. Für die auf der IFMA versammelten Händler offensichtlich kein Problem. Die Stagnation beim Fahrradabsatz müsse durch Qualität und überraschende Innovationen bekämpft werden – und so was gibt es nur zum angemessenen Preis. Helmut Dachale

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