■ Querspalte: McPomm heißt jetzt MV
„Emvau“ sagen Christdemokraten aus dem Nordosten neuerdings, wenn sie von ihrer Heimat schwärmen. „Emvau“ wird „MV“ geschrieben und steht für Mecklenburg-Vorpommern. Ein Name, der für ein Bundesland wirklich nicht besonders prickelnd ist. „Mecklenburg-Vorpommern“ klingt irgendwie nach Hinterpommern und Leutheusser- Schnarrenberger gleichzeitig und paßt obendrein in keine Schlagzeile. Deshalb hat diese Zeitung schon vor Jahren das schicke Kürzel „McPomm“ entwickelt. McPomm (nicht Meck-Pomm!!!) hat den Sound von Amerika, Globalisierung, Fritten und Innovation überhaupt. „MV“ bedeutet aber noch mehr. Die CDU-Strategen von der Ostsee wissen, keiner aus ihren Reihen hat eine Chance, die regierende SPD-PDS-Koalition bei den nächsten Wahlen zu kippen. Allein ein Westimport à la Kurt Biedenkopf könnte das nördlichste und vor allem östlichste neue Bundesland für die freie Welt zurückgewinnen.
Und da gibt es tatsächlich einen, der schon Erfahrung als Kultus- und Finanzminister in Baden-Württemberg gesammelt hat. Der sitzt in den Aufsichtsräten von einem halben Dutzend potentieller Investoren. Und das Tollste: Jeder Wähler könnte sich mit ihm identifizieren. Denn er heißt genauso wie das Land, nämlich „MV“! Gerhardt Mayer-Vorfelder, Präsident des VfB Stuttgarts, ist als „der Emvau“ einem Millionenpublikum aus der Fernsehsendung „ran“ bekannt, wo er regelmäßig Trainer wechselt. Nach der Landtagswahl 2002 soll MV sich um Hansa Rostock und die Landesregierung kümmern. Genial: MV regiert MV. Das wird als „Politik nach dem Teekesselchen-Prinzip“ in die Geschichte eingehen! Einen Haken hat die Sache. MV, der Politiker, will eigentlich gar nicht MV, das Land, regieren. Er strebt den Chefsessel im Deutschen Fußball-Bund an. Doch daraus wird nichts, sind sich die norddeutschen Freunde der Initialen sicher. Chef vom DFB wird nur einer: Der Franz Beckenbauer. Robin Alexander
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