piwik no script img

Bischöfe streiten wider die Abtreibungspille

■ Katholische Repräsentanten attackieren den Bundeskanzler wegen dessen Haltung zur Abtreibungspille. Gerhard Schröder hatte einen Brief an die Zeitschrift „Emma“ geschrieben

Hamburg (dpa) – Im Streit um die Einführung der Abtreibungspille „Mifegyne“ (früher: RU 486) in Deutschland hat sich der Erzbischof von Köln, Kardinal Joachim Meisner, erneut mit scharfen Worten geäußert und Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) angegriffen. Es stelle „einen einmaligen und skandalösen Vorgang dar, daß der Regierungschef eines Landes durch seine persönliche Intervention die Einführung eines Mittels zur rechtswidrigen Tötung ungeborener Kinder ermöglicht“, sagte Meisner der Bild-Zeitung am Samstag. Auch der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Karl Lehmann, bekräftigte seinen Widerstand gegen die Abtreibungspille. Mit dieser Pille werde die Tötung von ungeborenem Leben in einer gefährlichen Weise verharmlost, sagte der Bischof von Mainz in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Es sei, als ob man ohne gesetzliche Regelung und ohne Ärzte eine neue Form von Geburtenregelung anstrebe.

Schröder hatte an die Frauenzeitschrift Emma geschrieben, der Patentinhaber des Medikaments brauche weder eine öffentliche Erklärung noch eine Aufforderung der Gesundheitsministerin oder gar des Kanzlers, um sein Präparat in Deutschland zuzulassen. Er müsse lediglich einen Antrag stellen. Der französische Erfinder und Produzent der Abtreibungspille, Edouard Sakiz, kündigte in Paris an, Deutschland stehe auf der Liste der Länder, für die er am 15. Januar in London eine EU-Zulassung beantragen werde. Meisner hatte Schröder unter anderem vorgehalten, er setze den „gesellschaftlichen Konsens über die Grundwerte unserer Verfassung aufs Spiel“.

Erst vor zwei Wochen hatte Meisner die Abtreibungspille mit dem zum Judenmord benutzten Gas „Zyklon B“ verglichen und damit scharfe Kritik von Bundesregierung und Grünen ausgelöst.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen