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Otto-Versand spendiert spanische Ästhetik

■ Neue Jugendmusikschule wird nach Plänen des Architekten Enric Miralles erbaut

Eine Fünfeinhalb-Millionen-Mark-Spende des Otto-Versands wird der Hamburger Jugendmusikschule zu einem lange gewünschten zentralen Neubau verhelfen – und zwar in Edel-Ausführung: Der spanische Architekt Enric Miralles entwarf ein verspieltes Gebäude, das rund 15 Millionen Mark kosten wird. 7,5 Millionen wurden auf Antrag des Senats bereits im Haushalt bereitgestellt, „die restlichen zwei Millionen Mark erbringt die Schulbehörde durch Kostenreduzierungen bei anderen Bauvorhaben“, teilte die Staatliche Pressestelle gestern mit.

Der Entwurf, mit dem Miralles den Architektenwettbewerb gewann, sieht am Mittelweg ein zwei- bis dreistöckiges Gebäude vor. In der Fassade sind Flächen aus Glas, Putz und Mauerwerk vielfach schräg gegeneinandergeschnitten. In dem gebrochenen Bau stecken an einer Schmalseite zwei Schachteln, nach vorn hin holt eine freistehende Mauer mit Tor aus.

Die vielen speziell anzufertigen Elemente des Musikschulbaus hätten zu den hohen Kosten geführt, hieß es gestern bei der Vorstellung des Projekts im Rathaus. „Ursprünglich war das ja ein Sieg der Ästhetik über die Kostenbegrenzung“, erläuterte Bürgermeister Ortwin Runde (SPD). Doch dem Mäzen Michael Otto gefiel die Idee. „Mich hat dieses Projekt, ein zentrales Gebäude für die Musikschule zu bauen, gleich begeistert“, sagte der Versandhaus-Chef. Bei einer Musikschule sei es angemessen, architektonisch etwas Besonderes zu bieten. Ihm gefalle insbesondere, daß der Architekt sein Gebäude an die umgebenden Bäume angepaßt und mit viel Glas sehr offen gestaltet habe. Otto will mit der Spende das 50jährige Jubiläum seines Versandhauses im kommenden Jahr feiern.

An der Jugendmusikschule bilden 278 LehrerInnen insgesamt rund 7500 SchülerInnen aus. Sie ergänzen den Musikunterricht an den Schulen, fördern besonders Begabte und veranstalten pro Jahr 60 bis 80 Konzerte. Nach Angaben des Senats leidet die Schule seit langem daran, daß sie über rund 250 Standorte verteilt ist. Auch künftig werde in der Stadt verteilt wohnortnah Musikunterricht erteilt. Ein großer Teil der Ausbildung für Fortgeschrittene soll jedoch nach der Fertigstellung der neuen Musikschule Ende April 2000 im Hauptgebäude stattfinden. Auf 3000 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche bietet der Neubau genug Platz dafür.

Gernot Knödler

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