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AG mit proletarischem Geist

■ Die Gewoba wird 75 Jahre alt und gibt sich weiterhin sozial und großzügig: Im Jubeljahr stiften die Großvermieter drei Millionen Mark für Bremer Schulen

Zu Beginn ihrer Geschichte sollte die Gesellschaft den Raum für neues soziales Zusammenleben der Arbeiter schaffen. Kollektive Wohnblocks mit Zentralküchen und Kinderkrippen statt kleinbürgerlicher Reihenhäuser, hieß das Konzept. Damit kein Harken auf der eigenen Scholle den kämpferischen Geist der Bewohner untergrabe, gründeten Bremens Gewerkschaften 1924 eine gewerkschaftliche Wohnungsbaugemeinschaft, den Vorläufer der heutigen Gewoba. Bald konnten engagierte Sozialdemokraten und Gewerkschafter den sogenannten „Gewerkschaftsblock“ in Gröpelingen und das „Stadttor“ zu beiden Seiten der Friedrich-Ebert-Straße in der Neustadt beziehen.

Im 75. Jahr ihres Bestehens hat Bremens größte Hausbesitzerin den utopistischen Anspruch von einer neuen Gesellschaft auf die Vision von leistungsstarken Computern, neuen Büchern und originellen Sportgeräten in Bremens Schulen verlagert. Aber keine Häme: Für eine bald börsenreife Aktiengesellschaft ist es eine feine Geste, drei Millionen Mark für eine Stiftung Gewoba locker zu machen, um mit dem Ertrag des Kapitals Schulen zu sponsorn. 100.000 Mark, schätzt der Vorstand, werden noch 1999 ausgeschüttet. Und daß man natürlich nichts dagegen hat, Schüler, Lehrer und Eltern auf die Gewoba aufmerksam zu machen, versteht sich von selbst.

Werbung muß sein, denn die Zeiten, in denen die Gewoba quasi monopolhaft für die SPD-Landesregierung unter der Regie des SPD-Fraktionschefs und DBG-Vorsitzenden Richard Boljahn besonders den Bremer Westen mit Sozialwohnungsblocks wiederauf- und ausbaute, sind vorbei. Gartenstadt Vahr, Neue Vahr, Neuenlande in Bremen, Lehe in Bremerhaven, alle diese Neubaugebiete der fünfziger Jahre stammen von den Zeichenbrettern der Gewerkschaftsarchitekten. In den sechziger und siebziger Jahren frönte die seit 1967 als Neue Heimat Bremen firmierende Gesellschaft wie ihre Pendants in anderen Städten dem „verdichteten Bauen“ und schuf Stadtteile wie Osterholz-Tenever, Kattenturm oder das Columbus-Center in Bremerhaven.

Mit dieser Konzeption setzte sich die Strategie der zwanziger Jahre fort. Nur während der Nazi-Zeit, als der gewerkschaftliche Vorstand verhaftet, und das Vermögen der Arbeiterorganisationen eingezogen wurde, hatte die Gewoba getreu der neuen Ideologie hauptsächlich alleinstehende Siedlungshäuschen mit Garten gebaut.

Als die Neue Heimat 1987 pleite war und die Gewerkschaften die Firma für eine Mark an den Großbäcker Horst Schiesser verscherbelten, sprangen die Städte Bremen und Bremerhaven ein, und legten ihrerseits eine symbolische Mark für die Bremer Sektion auf den Tisch des Brotfabrikanten. Heute ist diese Münze, ehrenvoll in Glas gegossen, eine Trophäe der Firmengeschichte. Selbst der Aufsichtsratsvorsitzende Bausenator Bernt Schulte (CDU), dessen Partei vor zwölf Jahren das Eingreifen der Stadt abgelehnt hatte, räumt heute ein, daß der Kauf richtig war.

Soviel ist sicher: Ohne die Gewoba gebe es weder die Stiftung für die Schulen noch am 15. August den ersten Bremer City-Triathlon, den die Firma zum Jubiläum sponsort und der bevorzugt durch die eigenen Wohngebiete führen soll. Außerdem bezahlt die Gewoba ein Jugendfußballturnier in Bremerhaven und ein Konzert beim Musikfest. Und das alte Stadttor an der Friedrich-Ebert-Straße soll zum Firmengeburtstag renoviert und besonders künstlerisch gestaltet werden. fog

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