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Revolutionäres Sponsoring auf Gleis 15

■ Im Bahnhof Lichtenberg zeigt der „ZeitZug“ die Revolution 1848 und die Geschichte der Bahn

Bis Sonntag geht nichts mehr auf Gleis 15 des Bahnhofs Lichtenberg. Keine Züge stehen dort zur Abfahrt bereit, fahren in wenigen Minuten ein oder kommen bedauerlicher Weise verspätet. Statt dessen parkt auf Gleis 15 seit Dienstag ein Zug der besonderen Sorte: der Zeitzug 1848, der in zwei Waggons auf 150 Quadratmetern allen Interessierten, vielen Schulklassen und natürlich auch all denen, die entnervt auf verspätete Züge warten, mit Bildern, Objekten und Tondokumenten die politischen und sozialen Verhältnisse rund um das Jahr 1848 nahebringen will.

Dabei geht die Ausstellung, die vom Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim konzipiert wurde, allerdings über das Revolutionsjahr 1848 weit hinaus: Angefangen von der französischen Revolution verdeutlichen Dokumente von Zeitzeugen die Entwicklung hin zum Widerstand gegen die politische Bevormundung in den Ländern des Deutschen Bundes. Mit im Abteil: Eine Origina-Druckerpresse, unverzichtbare Errungenschaft auf dem Weg zu einer revolutionären Presse.

Weiter geht es durch ein dunkles Abteil voller Barrikaden und Dokumenten von Armut und Lebensmittelaufständen, nicht zu vergessen – wen wundert's – ein eigenes Kapitel zur Entwicklung der Eisenbahn über die Darstellung der Nationalversammlung in der Paulskirche bis in dieses Jahrhundert. In 25-Jahres-Schritten wird der Fortgang der Wirkungsgeschichte der 1848er Revolution dokumentiert. Am Ende der Ausstellung, fragt dann noch die unvermeidliche Multimedia-Säule ab, was man sich denn alles so gemerkt hat: „Wo versammelten sich am 5. März 1848 51 Vaterlandsfreunde, um die Wahl eines deutschen Parlaments einzuleiten?“ Und, schließlich tritt die Deutsche Bahn als Sponsor auf und betrachtet den Zug als Teil ihrer kulturellen Wiederbelegungskampagne der Bahnhöfe: „Auf welchen Namen wurde die erste Lokomotive der Badischen Staatsbahn getauft?“

Selbst auf dem unwirtlichen Bahnsteig ist unübersehbar, daß die Zeit des Erinnerns mit Ablauf des Jubiläumsjahres 1998 mitnichten vorbei ist. Wacker hat sich dort die „Aktion 18. März“ postiert und sammelt Unterschriften für die Umbenennung des Platzes vor dem Brandenburger Tor in „Platz des 18. März 1848“. Bereits im August 1997 hatte der Bezirk Mitte diese beschlossen, war dann aber am Widerstand des Senats gescheitert.

Statt des prominenten Platzes wurde der relativ abgelegene Platz neben dem Maxim Gorki Theater Unter den Linden in „Platz der Märzrevolution“ umbenannt. Die Gegner kämpfen seither unvermindert weiter – und können auf so prominente Unterstützer wie den Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse verweisen. Ihr geplanter Termin für die Umbenennung: der 151. Jahrestag der Revolution. Jeannette Goddar

Bahnhof Lichtenberg, Gleis 15, bis 24. Januar 9 bis 19 Uhr, Eintritt frei. Selbst Revolutionäre müssen keine Bahnsteigkarte lösen.

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