piwik no script img

Mehr als eine Schraube locker

■ Die KunstbewahrerInnen im Neuen Museum Weserburg haben ihre Dauerausstellung durch einige neue Werke aufgefrischt

Das Neue Museum Weserburg hat neuerdings ein paar ziemlich große Schrauben locker – locker auf dem Boden verteilt. Gemeinsam mit einer leeren Fantaflasche ergeben sie die namenlose Installation aus Schrauben, Muttern und eben jener Limonadenflasche, die der Hamburger Künstler und Bremer Kunstpreisträger Andreas Slominski schon 1995 in der Weserburg aufgestellt hatte.

Ob das Verhältnis der schwarzen Schrauben und der Flasche zueinander ein großes mathematisches Rätsel in sich birgt, Teil eines geheimnisvollen okkulten Spiels oder schlicht die Installation eines Ironikers ist, der sich über Museen für moderne Kunst lustig macht, kann nun jeder neu für sich ergründen. Denn die Weserburg hat in seinen Archiven gestöbert und dabei ältere Kunstwerke ans Tageslicht befördert, die nun wieder in den Museumsräumen zu sehen sind. Gemeinsam mit einigen neuen Werken aus einem Teil der elf Sammlungen, aus denen sich der Bestand der Weserburg rekrutiert, führt dies zu einer Akzentverschiebung in der Ausstellung dieses Sammlermuseums.

Slominskis Arbeiten – neben der Schraubeninstallation ist von Slominski noch die „Gurkensteinmühle“ von 1996 zu sehen – teilen sich den Raum mit fünf Strickbildern von Rosemarie Trockel, die vor sechs Jahren ebenfalls schon in der Weserburg zu sehen waren. Auf graue Baumwollleinwände hat die documenta-X-Teilnehmerin Trockel mit blauer Wolle Formen gestrickt, die in ihrer amorphen Gestalt an jene Muster erinnern, die im Zuge von tiefenpsychologischen Rohrschachtests entstehen.

Neu sind auch fünf Bilder von Karl Heinz Hödicke aus der Sammlung Stober. Hödicke, aus dessen Schule mit Helmut Mittendorf, Rainer Fetting oder Salomé einige der bekanntesten Vertreter aus der Generation der „Jungen Wilden“ stammen, ist mit vier aus der Fensterperspektive gemalten Stadtansichten sowie dem Gemälde „Die Hausbesetzer“ von 1983 vertreten. Das Bild zeigt die vier Bremer Stadtmusikanten.

Ebenfalls aus der Sammlung Stober stammt der dreiteilige, farb-intensive Zyklus „Klatschmohn“ von Bernd Koberling, Professor an der Berliner Hochschule für Künste. Von einer zweijährigen Amerikatournee ins Museum Weserburg zurückgekehrt ist Jochen Gerz' Arbeit „Der Stein will zurück zur Schleuder“. Abgerundet wird die neue Akzentverschiebung im Sammlermuseum auf dem Teerhof schließlich von vier Installationen des Klangkünstlers Rolf Julius sowie fünf Arbeiten des Malers Norbert Tadeusz. zott

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen