: Rätselraten um das Versteck von 75 Kurden
■ Widersprüchliche Angaben zum Ablauf der Besetzung des israelischen Konsulats
Eigentlich sollten gestern im Innenausschuß des Abgeordnetenhauses alle Fragen zum Polizeieinsatz am israelischen Konsulat geklärt werden – statt dessen jedoch blieben noch mehr Fragen als bislang offen. Während die Polizei gestern erklärte, vor der Besetzung des Konsulats hätten sich etwa 50 bis 75 PKK-Sympathisanten unbemerkt auf dem Hof des Umweltbundesamtes (UBA) aufgehalten, widersprach ein Sprecher des UBA dieser Darstellung.
Die Kurden, so schilderte der Direktor der Landesschutzpolizei, Gernot Piestert, seien von den drei Wachpolizisten, die zum täglichen Schutz des Generalkonsulats abgestellt waren, nicht bemerkt worden. Die Kurden hätten gegen 14.30 Uhr mit „Eisenstangen und Baseballschlägern“ das Konsulat gestürmt. Zu diesem Zeitpunkt waren zu den 3 Wachpolizisten erst 30 weitere Polizisten zum Schutz des Konsulats aufgezogen.
Ein Sprecher des UBA sagte der taz, daß weder der diensthabende Pförtner noch mehrere Mitarbeiter, deren Büros zum Innenhof liegen, Kurden gesehen hätten. Der Pförtner hätte es mit Sicherheit bemerkt, wenn sich Kurden im Innenhof des UBAs versteckt hätten. „Es könnte sein, daß sie sich vor dem Gebäude in Büschen versteckt haben oder auf einem kleinen benachbarten Parkplatz“, sagte der Sprecher. Kurz vor der Schießerei im israelischen Konsulat seien allerdings zehn bis zwölf Kurden, teilweise mit Eisenstangen bewaffnet, in den Innenhof gerannt. Da ihnen dort der Weg versperrt gewesen sei, hätten sie das Gelände schnell wieder verlassen. Daraufhin habe das Amt die Eingangstür geschlossen.
Polizeipräsident Hagen Saberschinsky konnte gestern nicht sagen, warum die Kurden in der Umgebung des Konsulats unbemerkt geblieben seien. „Die Frage stellen wir uns auch, wie diese konsperativ einsickern konnten“, teilte er mit. Die Kurden seien wohl in Grüppchen mit Autos und der BVG gekommen. Das unbemerkte Einsickern der Kurden sei „eine der größten unbeantworteten Fragen des Polizeieinsatzes“, sagte Wolfgang Wieland, innenpolitischer Sprecher der Büdnisgrünen. Hier gebe es dringenden Aufklärungsbedarf. Man hätte sich nicht derart überraschen lassen dürfen. Julia Naumann
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