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Gastkolumne zum Ocean ParkBremerhaven, das war's

■ Will Köllmann auf unsere Kosten gehen?

Der Wind treibt Plastikbecher vor sich her, auf Geschäftsfenstern steht „Zu vermieten“. Das Zentrum Bremerhavens, die Innenstadt hinter Deich und Columbus Center, verödet. An der Peripherie und im niedersächsischen Nachbargebiet wird Einzelhandelsfläche in Hektar ausgewiesen. Ein Wiesbadener Märchenprinz, der Unternehmer Jürg E. Köllmann, sollte nach dem Wunsch von Magistrat und führenden Politikern, die Stadt vom Aschenputteldasein erlösen. Drei Jahre hat er die Lippen geschürzt – und jetzt gepfiffen.

Ein Fanfarenstoß für die Zukunft, riefen Oberbürgermeister Manfred Richter und der Präsident des Senats, Henning Scherf, allen Jublern voran. Eine Todesmelodie hat die Bürgerinitiative „Bremerhaven ja – Ocean Park nein danke!“ gehört.

Einen „Ocean Park“ hatte Köllmann Bremerhaven im Dezember 1996 als die beste aller Welten für die Innenstadt vorgestellt. Zwischen Weserdeich und Columbus Center wollte er einen Mega-Vergnügungspark installieren mit einem „Blauen Planeten“ als Zentrum: Künstliche Wasser- und Meereswelten sollte man darin „erfahren“. Ein Hafenstädtchen mit Windmühle und Spielkasino war ebenso vorgesehen, wie ein Betonschiff mit Jodel-Zimmer. Das alles sei einzigartig und würde bis zu neun Millionen Besucher jährlich anlocken. Als im Frühjahr '98 der neugebackene Wirtschaftssenator Hattig Bedenken trug, kamen noch 12.000 qm Einzelhandelsfläche hinzu. Stehen sollte alles zur Weltausstellung in Hannover, nur die Zahl versprochener Arbeitsplätze schwankte zwischen 635 und 1.500. Während die Politik jubelte und der Magistrat Informationen zurückhielt, bildete sich eine kritische Bürgerinitiative. Sie deckte auf, daß Köllmanns Zuversicht von Banken und internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften nicht geteilt wurde und von Investoren schon gar nicht; denn die konnte Köllmann nicht präsentieren. Auch nicht nach dem dritten Versuch; seine Versuche nennt Köllmann „Masterpläne“.

Angesichts dieses Desasters konnte die Bürgerinitiative gegen Köllmanns Pläne einen Bürgerentscheid von der zaudernden Politik erzwingen. Am 7. März sollen die Bremerhavener über die Frage abstimmen: „Wollen Sie, daß im Gebiet Neuer Hafen/Alter Hafen der Ocean Park auf der Grundlage der bestehenden Planungen fortentwickelt und verwirklicht wird?“

Und siehe da: Gerade fünf Tage vor diesem ersten Bürgerentscheid in der Geschichte der Seestadt präsentierte Herr Köllmann einen neuen „Masterplan“: Oberbürgermeister Richter schlug in schwungvoller Rede große Münze aus diesem Plan und Henning Scherf applaudierte mit einer Ansprache wie vor einem Kindergarten. Dann kam der Film mit Köllmanns Plan, der aus Richters Münze Kleingeld machte: Ein Parkhaus von drei Stockwerken direkt hinter dem Deich, eine Autobrücke über dem Alten Hafen, ein Blauer Planet ohne Inhalt, ein Ferien-Appartementhaus zwischen Deich und Neuem Hafen und für den Autoverkehr eine Avus-Bahn, die das Ganze umzingelt. Die gerade entwickelten Verkehrspläne des Baustadtrats waren ad absurdum geführt, die Deichlandschaft mit Beton versiegelt und der Baukitsch feierte fröhliche Auferstehung: Das „Hafenstädtchen“ soll gebaut werden im Stil Bremerhavens um 1900; das ist die Gründerzeit-Architektur fünfstöckiger Hauser, die im tristen Kneipenviertel der „Alten Bürger“ überlebt hat.

Diese Steilvorlage für die Kritiker hatte in Bremerhaven niemand erwartet. Sie rechtfertigt nur einen Schluß: Mit diesem absurden Masterplan will Köllmann ein „Nein“ für den Bürgerentscheid provozieren, um sich auf Kosten Bremerhavens von diesem Projekt zu verabschieden. Dafür haben Senat und Stadt mit einem Vertrag gesorgt, der Köllmann diese Freiheit läßt. Das war's dann, für einige Millionen. Bremerhaven verscherbelt inzwischen das Tafelsilber.

Unser Gastautor

Dr. Manfred Ernst ist Rechtsanwalt in Bremerhaven und Sprecher der Bürgerinitiative gegen den Ocean Park

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