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Kultursenator Radunski will Schiller Theater wieder öffnen

■ Als Musicalbühne gescheitert, soll das 1993 geschlossene Haus nun zum Festspielhaus werden. Betreiberfrage unklar

Im Schiller Theater soll wieder der Vorhang hochgehen. Kultursenator Peter Radunski (CDU) plant, das 1993 als Staatliche Schauspielbühne geschlossene Haus als Festspielhaus und Sprechbühne neu zu beleben. Auf der einstmals größten Bühne der Stadt könnten nach seiner Ansicht die Theatertage, das alljährliche Theatertreffen deutschsprachiger Bühnen und Gastpiele stattfinden. Außerdem wäre es als Ausweichquartier für Ensembles geeignet, deren Haus gerade renoviert oder umgebaut wird. Nach Ansicht Radunskis könnten die Berliner Festspiele GmbH als Betreiber fungieren.

„Ein Festspielhaus“, sagte der Kultursenator gestern, „hat Berlin immer gefehlt.“ Auch die Festspiele GmbH hätten eine solche Einrichtung in der Stadt „immer vermißt, dafür bietet sich das Schiller Theater an“. Nach Radunskis Vorstellungen könnte dies „der dritte Schwerpunkt einer solchen Kulturmanagement-Organisation sein, die auch die Filmfestspiele Berlinale und die Berliner Festwochen ausrichtet“. Neben dem Theaterfest soll zunächst das Berliner Ensemble, dessen Gebäude saniert wird, dort einziehen.

1993 hatte der Senat beschlossen, angesichts der angespannten Finanzlage die damals mit etwa 30 Millionen Mark jährlich subventionierten Staatlichen Bühnen (mit Schloßpark-Theater und Schiller Werkstatt) als Staatstheater zu schließen. Bis zum Herbst vergangenen Jahres wurde das Haus erst vom Musikveranstalter Peter Schwenkow und dann durch Konzertmanager Wolfgang Bocksch als Musicalbühne genutzt. Seit der Bocksch-Pleite steht das Haus leer.

Verwundert von den Plänen Radunskis zeigte sich gestern aber die Festspiele GmbH. Weder sei in offiziellen Gremien noch mit handfesten Ergebnissen über eine Beteiligung am Schiller Theater gesprochen worden, sagte Festspiele-Geschäftsführer Gieseler zur taz. Die Idee des Kultursenators entbehre jeder Grundlage. Außerdem müßten bei einem so großen Haus, das zudem einer Sanierung bedürfe, erst einmal die finanziellen Beteiligungen durch den Bund geklärt werden. Dennoch räumte Gieseler ein, daß das Schiller Theater „von der Aufgabenstellung interessant“ sei. Neben den Theatertagen könnten auch Gastspiele dort aufgeführt werden. Rolf Lautenschläger

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