piwik no script img

Beckenbauer möchte Frauen auf „höchstem Niveau“

■ Warum der Präsident die Bayern jetzt auch noch in der Frauen-Bundesliga etablieren will

Es liegt an Franz Beckenbauer. Das tut es natürlich oft. Aber diesmal liegt es sogar an ihm, daß DFB-Trainerin Silvia Neid mit ihren U18- und U21-Frauenteams am morgigen Mittwoch gegen die USA in Ebersberg spielt.

Beckenbauer hatte als Präsident des FC Bayern samt Geschäftsführer Karl Hopfner bereits im letzten Oktober beim DFB- Bundestag Interesse am Frauenfußball signalisiert. Nun wollen die Bayern ihr eigenes Frauenteam, derzeit Tabellenzweiter in der Bayernliga, offiziell in der Bundesliga sehen. Natürlich an der Spitze.

Die Bayern in der Frauen-Bundesliga? Das käme dem DFB gelegen. Es könnte das Interesse an dem schwer zu vermarktenden Produkt steigern – insbesondere wenn Beckenbauer, bekanntlich auch DFB-Vizepräsident, auch mal persönlich vorbeischaut und das eine oder andere Wort darüber zu verlieren bereit ist. Flugs waren daher die beiden Spiele nach Ebersberg vergeben. Das liegt im Großraum München. „Jetzt ist Franz Beckenbauer gefordert“, sagt Tina Theune-Meyer unverblümt. Längst hat die DFB-Trainerin erklärt, daß ein Projekt mit Spielerinnen aus der Region Erfolg verspreche. „Es gibt in Bayern viele Nachwuchstalente, die es in den letzten Jahren über U16, U18 und U21 zu etwas gebracht haben.“ Morgen sind sie zu scouten.

Immerhin standen die Bayern- Frauen zwischen 1975 und 1985 fünfmal im deutschen Finale, 1976 gewannen sie den Titel. Und tatsächlich ist Beckenbauer über die letzten Jahre als Veranstalter von Frauenfußball-Camps und als Werbefigur für die Wahl der „Fußballerin des Jahres“ aufgeschlossener geworden. Wie sehr, hat er letzten Samstag bewiesen, als er im Olympastadion offiziell verkündete, daß „spätestens nach der nächsten Saison“ die Bayern- Frauen im Oberhaus spielen sollten und die Vereinsführung dafür entsprechende Gelder bereit stelle und die Zusammenarbeit mit der Region intensivieren werde.

Allerdings hat Beckenbauer sich nicht gerade als Frauen-Experte erwiesen. „Wir wären dann der erste Verein, der die Männer und Frauen auf höchstem Niveau hat“, behauptete er. Ausgerechnet vor der Partie gegen den SC Freiburg, der das bereits hat – wenn auch die Frauen das Tabellenende der Bundesliga zieren. Der HSV hat ein ähnliches Projekt laufen – aber durch den Abstieg der Frauen einen Rückschlag erlitten.

Das Freiburger Team wurde unlängst im Breisgau zur „Mannschaft des Jahres“ gewählt – vor den Männern. Worauf die Klubführung ihre Frauen zum Rapport bestellte. Daß es soweit kommt, hatte man nicht gewollt. Nur gut, daß Beckenbauer das vermutlich nicht weiß. Rainer Hennies

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen