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: Wirklich Ia

„Polizeiruf 110: Rasputin“, So., 20.15 Uhr, ARD

Seit ihrem Beginn bietet die Reihe „Tatort“ Arbeitsplätze für erfahrene Großstadtkriminalisten. Wer hingegen den „Polizeiruf“ anwählt, bekommt in der Regel „Ia Landeier“, so der Titel einer einst vom WDR beigesteuerten Episode, und wird in die Ermittlungen tatendurstiger Land- und Kleinstadtpolizisten verwickelt. Gleich in der ersten Szene der Folge vom Sonntag gab es einen Ausblick auf die Weiten Mecklenburg-Vorpommerns, und auch wenn sich die Handlung dann in die Straßen Schwerins verlagerte, erschien die Stadt doch sehr überschaubar, beinahe dörflich.

Hans Erich Viet, noch neu unter den „Polizeiruf“-Regisseuren, habe sich in Mecklenburg gut zurechtgefunden, berichtet die zuständige Redakteurin Doris J. Heinze. Was weiter nicht verwundert, denn Viets frühere Filme wie „Frankie, Jonny und die anderen“ oder „Geiselfahrt ins Paradies“ siedelten in Friesland und also auf landschaftlich ähnlichem Terrain.

Weites Land und lakonischer Humor gehören nicht erst seit Buck – dem Viet bei „Karniggels“ zuarbeitete – zusammen; ein etwas verschrobener Witz war immer auch kennzeichnend für die NDR-Beiträge zum „Polizeiruf“. Drehbuchautor Edmund Grote und Hans Erich Viet verstanden sich bestens darauf, die Erzählung mit Komik anzureichern, ohne darüber das Kriminalspiel preiszugeben. Ein unerhörtes Panoptikum schrulliger Figuren trat auf, vorneweg der wie immer hingebungsvoll übereifrige Hauptkommissar Hinrichs (Uwe Steimle). An seiner Figur zeigt sich die Güte des Skripts: Gewisse Verhaltensweisen werden dem Gelächter ausgesetzt, und doch bleibt dem Traumtänzer noch Anteilnahme erhalten, so wenn er unbeholfen Gefühle ausdrücken will oder nach einem dramatischen Einsatz vor lauter Erleichterung gar ungescheut Tränen vergießt.

An den Haupthandlungsstrang geknüpft war eine Vielzahl amüsanter Einfälle und Szenen wie jene, in denen die Schweriner Beamten vor den großspurig auftretenden Kollegen von der Hamburger Sonderkommission ausgerechnet in leerstehende Haftzellen ausweichen müssen. Doppelbödige Dialoge voller Sticheleien und Seitenhiebe trugen zum Vergnügen bei, und auch der für Viets Filme typische Gastauftritt von Horst Frank fehlte nicht – diesmal erschien er in der Rolle des Gerichtsmediziners. Harald Keller