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Pristinas Flughafen in russischer Hand

■  Beteiligung Rußlands an der KFOR ist weiter ungeklärt. Nato schlägt ihr Hauptquartier im Süden der Hauptstadt Kosovos auf

Die Frage der Beteiligung russischer Truppen an der KFOR ist weiter unklar. Gestern schlug der Kommandeur der KFOR-Truppen im Kosovo, General Michael Jackson, sein Hauptquartier im Süden der Provinzhauptstadt Pritina auf, weil russische Truppen den Flughafen weiter besetzt hielten. In einer Erklärung hieß es, der Kommandoposten solle im Laufe des Tages einsatzbereit sein. Ein Sprecher der Nato-geführten Friedenstruppe in Bosnien (SFOR) teilte mit, an der Grenze zwischen Bosnien und Jugoslawien stünden mehr als 100 russische Soldaten. Möglicherweise würden sie noch am Montag ins Kosovo einrücken.

Nato-Sprecher Jamie Shea versuchte die Vorgänge um den Flughafen herunterzuspielen. Es gebe keine Spannungen zwischen alliierten und russischen Truppen, sagte Shea. Der britische Außenminister Robin Cook sagte, die Nato brauche den Flughafen nicht. Die Entscheidung über die Einbindung der russischen Truppen in die KFOR soll möglicherweise erst am Wochenende beim G-8-Gipfel in Köln auf höchster Ebene zwischen US-Präsident Bill Clinton und dem russischen Präsidenten Boris Jelzin fallen. Der britische Premierminister Tony Blair bekräftigte, daß die Russen keinen eigenen Sektor erhalten könnten. In Moskau wollte gestern der Nationale Sicherheitsrat zu Beratungen über das Thema zusammenkommen.

Unterdessen wurden weitere Einheiten der KFOR in das Kosovo verlegt. Dort sind bereits 14.000 KFOR-Soldaten stationiert. Italienische Soldaten erreichten die Stadt Pec im Westen, wo ihr Hauptquartier aufgebaut werden soll. Die 12. deutsche Panzerbrigade setzte nach dem Einzug in die Stadt Prizren ihre Stationierung im Süden des Kosovo fort.

Einheiten der Marines waren auf dem Weg in die amerikanische Schutzzone im Osten des Kosovo. Laut Nato setzten die serbischen Soldaten und Sonderpolizisten ihren Abzug wie vereinbart fort. Der Abmarsch der jugoslawischen Soldaten aus Zone Eins im Süden gehe rasch voran. Auch aus der Stadt Gnjilane zogen die Serben ab.

In Prizren war die Lage gestern weiter gespannt. Hier waren bei einem Schußwechsel zwischen Bundeswehrsoldaten und serbischen Heckenschützen am Sonntag ein Serbe getötet und ein weiterer schwer verletzt worden. Nach serbischen Angaben sollen KFOR-Soldaten am Sonntag abend in Prizren zudem drei Kämpfer der Befreiungsarmee des Kosovo (UÇK) getötet haben. Ein Nato-Sprecher konnte die Angaben zunächst nicht bestätigen. AFP/dpa/AP

Der britische Premierminister Tony Blair bekräftigte, daß die Russen keinen eigenen Sektor erhalten könnten

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