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Deutsche Banken kassieren Urlauber ab – trotz Euro

■ Bis zu 3,75 Prozent Provision müssen Touristen zahlen, wenn sie bei deutschen Instituten Mark in Auslandswährung tauschen. Billiger ist Bargeld aus EC-Automaten am Urlaubsort

Nürnberg (taz) – Seit Anfang 1999 sind die Wechselkurse der Mark zu den anderen Währungen innerhalb von Euroland festgelegt. Doch Urlauber merken in diesem Jahr noch nichts von der neuen Einheitswährung. Und die Banken, die in der Vergangenheit die kräftigen Unterschiede zwischen den Wechselkursen beim An- und Verkauf von Sorten immer mit dem Kursrisiko begründeten, haben sich etwas Neues ausgedacht, um die Urlauber abzukassieren.

Als Servicegebühr verlangen die meisten Kreditinstitute 3 Prozent der getauschten Summe, einzelne Institute schrecken auch vor 3,5 Prozent oder 3,75 Prozent nicht zurück. Der Rücktausch von nicht gebrauchten Bargeld wird in vielen Fällen noch teurer. „Der Sortenumtausch gerade kleinerer Beträge in Deutschland ist die teuerste Version“, heißt es bei der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände, die dazu raten, das nötige Kleingeld erst im Urlaubsland einzuwechseln.

In den meisten Euroländern sind die Gebühren beim Bargeldtausch günstiger als bei uns. Der kostengünstigste Ausweg: der Wechsel von Bargeld bei den Filialen der Landeszentralbanken oder der entsprechenden Institute im Euroland. Diese sind verpflichtet, das Bargeld ohne Gebühren umzutauschen, allerdings nur in die jeweilige Landeswährung. Und längst nicht in jeder Stadt ist die Zentralbank zu finden.

Die günstigste Möglichkeit, im Ausland an Bargeld zu kommen, ist weiterhin der Geldautomat. Auch hier sind Gebühren fällig, meistens Pauschalbeträge von 5 bis 8,50 Mark. In den vergangenen Jahren wurde das weltweite Netz von Geldautomaten, die mit der EC-Karte zu bedienen sind, erheblich erweitert. Inzwischen können an fast einer halben Million Geräten in mehr als 90 Ländern die ausländischen Banknoten gezogen werden. Darüber hinaus sind in Supermärkten, Tankstellen, Hotels, und Einzelhandelsgeschäften rund vier Millionen Terminals mit der EC-Karte zu nutzen, um ohne Bargeld zu bezahlen.

Dagegen werden die traditionellen Euroschecks, vor allem aufgrund des hohen Bearbeitungsaufwandes, immer unbeliebter. Noch vor zehn Jahren wurden jährlich 42 Millionen Zahlungen grenzüberschreitend mit dem Scheck getätigt, 1998 waren es gerade noch 14 Millionen.

In einigen Ländern werden Euroschecks gar nicht mehr akzeptiert, so in Schweden und Norwegen. Frankreich und Italien wollen diesem Beispiel folgen, und spätestens 2002, wenn die Garantiefunktion des Euroschecks erlischt, wird der Euroscheck als Zahlungsmittel ganz ausgemustert.

Wie die EC-Karte können Urlauber auch die Kreditkarte, am häufigsten Eurocard oder Visa, einsetzen. Während sich das Plastikgeld bei der Bezahlung von Rechnungen im Ausland ähnlich bewährt hat wie die EC-Karte, müssen beim Eintausch von Bargeld jedoch häufiger höhere Gebühren beglichen werden. Im außereuropäischen Ausland empfehlen sich noch immer Reiseschecks zur Beschaffung von Bargeld. In den USA können Dollar-Travellerschecks auch wie Bargeld direkt zum Bezahlen benutzt werden. Bei deutschen Banken ist meist eine Gebühr von 1 Prozent beim Kauf der Reiseschecks fällig. Man kann sie ohne weitere Gebühren zurückgegeben. Horst Peter Wickel

„Wechseln Sie Ihr Geld erst im Urlaubsland“, raten die Verbraucherverbände. Der Vorteil: Die Bankgebühren fallen oft bedeutend niedriger aus.

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