: Notebooks fürs fliegende Klassenzimmer
■ Ein Kombi bringt Laptops zu Lehrern. Die Initiative „Computer in die Schule!“ bietet EDV-unkundigen Paukern Nachhilfe-Unterricht an, denn nur ein Zehntel von ihnen kann mit Computern umgehen
Ein kurzer Anruf genügt, und schon rollt die Zukunft heran. Das CidS!-Mobil ist unterwegs. Der unscheinbare weiße Wagen bringt 16 Notebooks. Die Informatik-Schüler der Bröndby-Gesamtschule Lankwitz schnappen sich die Rechner und haben es drauf: Die Computer sind sofort vernetzt und einsatzfähig. Alles läuft reibungslos – die Jugendlichen haben ihren Einsatz gut einstudiert.
Und sie kennen sich mit Computern aus. Das haben sie vielen ihrer LehrerInnen voraus. Dem möchte die Initiative „CidS!“ abhelfen – eine Abkürzung für „Computer in die Schule!“ Das CidS!-Mobil ist im Einsatz gegen das Computer-Analphabetentum Berliner Pauker. Schließlich können von 34.000 Lehrern in der Hauptstadt nur etwa 10 Prozent mit Computern umgehen. Gesucht wurde da eine Lösung, die einerseits unabhängig von verfügbaren Computerarbeitsplätzen ist und andererseits die Fahrtwege und -zeiten der LehrerInnen zu den Schulungsorten verkürzt.
Heraus kam eine „dezentrale und mobile Schulungseinrichtung“: Nikolai Neufert, der pädagogische Leiter der Initiative, zeigte sich bei der gestrigen Einweihung des Mobils durch die Schulsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) begeistert vom „fliegenden Klassenzimmer“: „Fortbildungen können jetzt auch auf der grünen Wiese stattfinden.“
Die Vorteile liegen auf der Hand. Die Notebooks sind mobil und für Stunden unabhängig von der Stromzufuhr. Man kann man sie also an Orten ohne technische Infrastruktur betreiben. Außerdem sind sie problemlos zu vernetzen und können per Handy ans Internet angeschlossen werden.
Die Initiative CidS! hatte sich bei ihrer Gründung 1997 das Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche in Berlin mit Computern vertraut zu machen. Verschiedene Teilprojekte kümmern sich jeweils um Ausstattung, Anwendung und Nutzung von neuer Informationstechnik an Berliner Schulen. Nur in rund 80 Prozent von ihnen finden sich Rechner.
Finanzielle Unterstützung gibt die Deutsche Klassenlotterie Berlin. 10 Millionen Mark stellte sie jährlich für die ersten drei Jahre zur Verfügung. Doch die Finanzierung nach Ablauf der Lotto-Förderung ist noch nicht gesichert. Man denke an die Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft, der das Land Berlin, die Bankgesellschaft und die Industrie- und Handelskammer (IHK) angehören, sagt Stahmer.
Bei der gestrigen Zwischenbilanz bezeichnete die Senatorin das Projekt als „erfolgreich und auf gutem Wege“. In der ersten Förderrunde haben sich von den rund 1.000 Schulen der Hauptstadt bereits 527 an CidS!-Teilprojekten beteiligt. Und bis Ende des Jahres sollen 75 Prozent aller Schulen am Netz sein. Sonja Popovic
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen