piwik no script img

Kopftuchstreit in Niedersachsen

■ Lehrerin soll unbedingt auf Tuch im Unterricht verzichten

Hannover. In Niedersachsen bahnt sich ein Streit um die Einstellung einer islamischen Lehrerin an. Das Kultusministerium verweigert ihr die Anstellung, weil sie während des Unterrichts ein Kopftuch tragen will. „Es geht um die Neutralität des Staates. Für uns ist die Sache eindeutig. Wenn sie auf dem Kopftuch besteht, wird sie nicht eingestellt“, sagte die Sprecherin des Ministeriums, Sonja Markgraf, gestern. Die 41 Jahre alte Moslime Iyman Alzayed aus Hannover hätte ursprünglich zum Beginn des neuen Schuljahres die Klasse 3b an der Wilhelm-Busch-Grundschule in Soltau als Klassenlehrerin übernehmen sollen. Eltern und Schüler der betroffenen Klasse protestierten lautstark vor dem Ministerium gegen die Entscheidung.

Das Ministerium setzte Alzayed, die zuvor an einer Waldorfschule in Gütersloh unterrichtet hatte, eine Frist. Bis heute müsse sie der Lüneburger Bezirksregierung erklären, dass sie während des Unterrichts auf das Kopftuch verzichte. In ihrer Bewerbung habe sie nicht erwähnt, dass sie es tragen wolle. In dem Bewerbungsgespräch aber habe sie darauf hingewiesen, hieß es.

Alzayed will „alle juristischen Möglichkeiten“ gegen die Entscheidung nutzen. „Es wird mir unterstellt, dass ich meiner Neutralitätspflicht nicht nachkomme. Ich sehe keinen Zweifel an meiner Eignung“, sagte sie. „Ich sehe keinen Anlass, auf das Kopftuch zu verzichten.“ Sie trage seit zehn Jahren die Kopfbedeckung. Selbst auf dem Bewerbungsfoto trage sie ein Kopftuch. Ein Beamter der Lüneburger Bezirksregierung habe ihr eine mündliche Zusage für die Stelle in Soltau gegeben. Daraufhin habe sie ihre Stelle in Gütersloh aufgegeben und sich eine Wohnung in Soltau gesucht. Auch das Lehrerkollegium in Soltau sei über ihre geplante Einstellung informiert gewesen. Dies bestreitet das Ministerium. „Es gab keine Einstellungszusage, die rechtlich verbindlich gewesen wäre“, hieß es aus dem Büros von Ministerin Renate Jürgens-Pieper (SPD). Jeti/dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen