: Eine Zeugin, ein Spanner
Die Hamburger Krimi-Serie „Stahlnetz“ erlebt mit zwei neuen Folgen nach 30 Jahren Pause eine Renaissance auf dem Bildschirm ■ Von Magda Schneider
Das Fernsehen steckte noch in den Kinderschuhen, gesendet wurde in schwarz-weiß: Doch wenn die mickerigen Programmzeitschriften für den Abend die Serie „Stahlnetz“ ankündigten, herrschte in der Familie Hektik. Schnell Kinder ins Bett verfrachtet, um rechtzeitig nach der Tagesschau im Wohnzimmer vor der Glotze zu sitzen. Die Gören täuschten einen schnellen Einschlaf vor, um dann heimlich an der nur angelehnten Wohnzimmertür zu luschern. Und so manche Nachbarn luden sich zum Mitsehen ein, wenn die Fernsehkommissare ihre Fälle in Folgen wie „Das Fernsehmuseum“, „Das Haus an der Stör“ oder „In der Stadt“ (Hamburg) lösten.
Die Serie „Stahlnetz“ gehörte in den 60-iger Jahren zu den „Straßenfegern“, die Einschaltquoten lagen durchweg bei 90 Prozent. 15 Stahlnetzfolgen flimmerten zwischen 1959 und 1969 über die Bildschirme. Nach 30 Jahren Pause – von Wiederholungen abgesehen – erlebt die Serie am morgigen Sonntag eine Renaissance. Genau nach alten Vorbild produziert, strahlt die ARD die neuen Stahlnetz-Folgen „Die Zeugin“ und „Der Spanner“ aus. Das Konzept entwickelt hatten die Hamburger Regisseure Jürgen Roland und Wolfgang Menge. Die Krimi-Drehbücher orientierten sich streng an authentischen Fälle und schilderten die Ereignisse aus der Sicht der Polizei.
Da für Jürgen Roland „Stahlnetz“ abgehakt ist, stand er für die Neuauflage nicht zur Verfügung. Statt dessen übernahm seine Tochter Jessica Schellack die Drehbucharbeit, an ihrer Seite fand sich Altautor Wolfgang Menge als Berater wieder. Die Regie beider Folgen übernahm „Tatort“-Krimiprofi Thomas Bohm.
Ausgangspunkt beider neuer Stahlnetz-Fälle ist Hamburg. In „Die Zeugin“ läßt sich die Hamburger Kommissarin Andrea Probst (Suzanne von Borsordy) nach Lübeck versetzen und wird dort gleich mit einem mysteriösen Mordfall an der Studentin Brigitte Schrader konfrontiert. Die Nachbarstochter Sara (Julia Hummer) war ungewollte Zeugin, die aber ihr Wissen vor der Kommissarin verschweigt.
„Der Spanner“ spielt im Hamburger Hafen. Kommissar Martin Färber (Bernhard Bettermann) findert heraus, dass der Vergewaltiger Wolf Markowski frühzeitig aus der Haft entlassen wurde. Trotz aller Warnungen kann er keinen längerfristigen Schutz für das damalige Opfer Silke Lachmann (Floriane Daniel) durchsetzen. Er setzt die Ermittlungen auf eigene Faust fort. Als er eines Tages zur Wohnung von Lachmann fährt, kommt er gerade im rechten Moment ...
„Die Zeugin“ morgen 20.15 Uhr im Ersten
„Der Spanner“ 19. September im Ersten
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