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Alles Absprache

■ Behörde informierte schwer verletzte Frau nicht über Ausreise ihres Mannes

„Wir können niemanden daran hindern, die Bundesrepublik freiwillig zu verlassen“, sagt der Sprecher der Hamburger Ausländerbehörde, Norbert Smekal. Offenbar auch dann nicht, wenn seine KollegInnen dadurch AugenzeugInnen einer Kindesentziehung werden. Vorigen Dienstag wurde Aisha M. mit ihren drei Kindern nachts von BeamtInnen der Ausländerbehörde überrascht, die sie zur Abschiebung nach Uganda abholen wollten. Die Mutter sprang aus dem Fenster und liegt seither schwer verletzt im Krankenhaus – bis gestern nicht ahnend, dass ihr Mann mit den 3, 6 und 7 Jahre alten Töchtern Donnerstagabend nach Uganda ausgeflogen ist. Nach Absprache mit der Ausländerbehörde.

Schon der Abschiebetermin vorigen Dienstag war offenbar mit dem Ehemann, nicht aber mit Aisha M. abgesprochen. Die Ausländerbehörde sagte gestern, dass mit dem Mann verabredet worden war, dass die Familie Dienstagnacht nach Uganda fliegen sollte. Dass der seine Frau nicht informiert hatte, wurde dadurch offensichtlich, dass sie weder für sich noch für die Kinder gepackt hatte, als die BeamtInnen nachts um drei Uhr kamen. Dennoch hielt man es zwei Tage offenbar nicht für nötig, die Frau darüber zu informieren, dass ihr Mann zusammen mit den drei kleinen Kindern das Land verlassen wird.

Ein Bekannter, der Aisha M. seit 1994 kennt, hat sie gestern im Krankenhaus besucht. Bis dahin habe sie nicht gewußt, dass ihre drei Töchter nicht mehr in Hamburg sind, erzählt er. Am Freitag hatte die Mutter noch eine Vermiss-tenanzeige für ihre Kinder aufgegeben.

Vorige Woche hatte die Ausländerbehörde Zeitungsberichte über die Abschiebenacht als falsch dargestellt, jedoch keine eigene Version veröffentlicht. Für ihren freigebigen Umgang mit persönlichen Daten hat das Amt nämlich jüngst einen Rüffel des hamburgischen Datenschutzbeauftragten eingesteckt. Im Fall der Ghanaerin Georgina G. und deren Tochter Roda hatte die Behörde an sämtliche Hamburger Medien Erklärungen gefaxt, in denen Details über das Privatleben der Ghanaerin nachzulesen waren. Elke Spanner

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