: Sabine in Sektlaune
Mietsache Erde: Der Verein „Künstler für Kinder“ mit einer Benefiz-Kunstauktion im Jüdischen Museum ■ Von Andreas Hergeth
Als am vergangenen Freitag im Jüdischen Museum 132 Werke von renommierten Künstlern aus aller Welt vorgestellt wurden, war die Freude bei allen Anwesenden groß: Bei Unicef-Botschafterin Sabine Christiansen, bei Tom Freudenheim, dem stellvertretenden Direktor des Jüdischen Museums, bei Künstlern und Sponsoren. Aus gutem Grund: Die Arbeiten werden am kommenden Samstag in Zusammenarbeit mit dem Verein „Künstler für Kinder“ zu einem guten Zweck versteigert, und sie haben einen Wert von 400.000 Mark, der sich aus den Mindestangebotspreisen ergibt.
Diese Benefiz-Kunstauktion findet im Rahmen der Partnerschaft zwischen Unicef und Berlin statt, die bislang „1,4 Millionen Mark Spendengeldern dank vieler kleiner Aktionen“ brachte, wie Sabine Christiansen erklärte. Die Schirmherrschaft hat Kulturstaatsminister Michael Naumann übernommen, der auch schon mal den Hammer schwingen will. Der ist ansonsten fest in der Hand von Peter Raue, Berliner Rechtsanwalt und Vorsitzender des Vereins der Freunde der Nationalgalerie. Er dürfte viele der Bieter kennen, was dem Erlös, der an Unicef-Hilfsprojekte im Kosovo, in der Ukraine, in Kambodscha und Brasilien geht, sicher dienlich ist.
„Künstler für Kinder“ wurde vor fünf Jahren von Dagmar Forelle gegründet. Eine erste Kunstauktion brachte damals 400.000 Mark für die Deutsche Kinder-Aids-Hilfe und für die Kinder in Tschernobyl. Jetzt hofft nicht nur Forelle, das Ergebnis zu toppen.
Das dürfte klappen, kommen doch zum Teil Werke unter den Hammer, die es auf dem freien Kunstmarkt nicht zu kaufen gibt.
Einige Arbeiten entstanden extra für die Auktion. Bekannte Namen zuhauf: Daniel Libeskind, Dennis Hopper, Christo, Pipilotti Rist, Wim Wenders, A. R. Penck, Sigmar Polke . . .
Und es sind Raritäten im Angebot: Paul Auster trennte sich von einer Manuskriptseite aus dem Jahre 1977. Das Gedicht „Credo“ hat er frisch datiert und unterschrieben. Ähnliches tat Lou Reed. Brian Eno stiftete eine von ihm gestaltete CD-Hülle, Laurie Anderson schickte ihren „Hearring“, von Araki kommt eine Fotografie, in der eine Echse eine Puppenkopf-Büste erklettert. Udo Lindenberg hat seine Klavierlehrerin gemalt, Jeanne Moreau einen Flusskieselstein, der an einen Igel erinnert, und Wolfgang Tillmans schickte ein Foto, das kaputte Häuser zeigt.
Schön und mit direktem Bezug zum Zweck der Auktion ist die fünfteilige Serie von Rirkrit Tiravanija. Er zeigt zum Thema „Freetime für Children“ kleine buddhistische Mönche beim Beten und ein asiatisches Mädchen beim Wäschewaschen.
Christian Rothmann stellt sein Bild „Trixi in Sektlaune“ zur Verfügung. Der Berliner Künstler ist Mitglied des Vereins und sieht in seinem Engagement „eine Möglichkeit, etwas für Kinder zu tun“. Darüber hinaus sprach Rothmann Künstlerkollegen an, Arbeiten für die Auktion zu stiften.
Deren Anliegen, Kindern durch Hilfsprojekte eine bessere Zukunft zu ermöglichen, wird Klaus Staeck mit seiner Botschaft am besten gerecht. Eins seiner Plakate zeigt die Erdkugel, aus dem All gesehen. Darunter die Zeilen: „Die Mietsache ist schonend zu behandeln und in gutem Zustand zurückzugeben.“
Vorbesichtigung bis 12. November, 15–21 Uhr, Kollegienhaus des Jüdischen Museums, Lindenstraße 9–14, Kreuzberg; Auktion: 13. November, 17 Uhr, Libeskind-Bau; Katalog, 144 S., 45 DM. Bieternummern während der Vorbesichtigung oder per Fax (28 00 7499).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen