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■ Was man über Microsoft wissen muss
1. Was war der Durchbruch für Microsoft?
Der berühmte Vertrag mit IBM von 1980. Damals war IBM der alles beherrschende Computerkonzern. Fast alle Großkonzerne, Banken und Behörden der Welt kauften ihre raumfüllenden Computer bei IBM. Doch der Riese aus New York hatte einen Trend verschlafen: Kleine und billige Personal-Computer begeisterten Studenten und die ersten privaten Nutzer, IBM hatte keinerlei brauchbare Software dafür. Bill Gates bot sie an und erhielt den Zuschlag – unter anderem für das Betriebssystem Disc Operating System (DOS), das den Dialog zwischen Soft-, Hardware und Benutzer regelt. Als andere Computerhersteller die IBM-PCs in Massen kopierten, war Gates ein gemachter Mann. Denn die IBM-Rechner wurden zum Standard für die ganze Branche, und Microsoft hatte clevererweise die Eigentumsrechte an der Software behalten. Jeder Hersteller musste mit Gates verhandeln, wenn er am Geschäft der IBM-Familie teilhaben wollte.
2. Welche Märkte beherrscht Microsoft heute?
Die Betriebssysteme von Personal-Computern sind zu etwa 90 Prozent von Microsoft – ob nun das alte DOS oder die moderneren Versionen namens Windows. Die Microsoft-Produkte definieren praktisch den Standard der Industrie. Mit dem Betriebssystem kaufen viele Hersteller und Endkunden auch gleich die dazu passende Software für Tabellenkalkulation und Textverarbeitung (Marktanteil 1998 des Software-Pakets „Microsoft Office“ laut New York Times: 93 Prozent). Und auch beim Internet-„Explorer“, einer Software, um im World Wide Web zu surfen, hat Microsoft einen anfänglichen Rückstand aufgeholt und nach neueren Zahlen schon den einzigen bedeutenden Konkurrenten, Netscape, hinter sich gelassen. Die Microsoft-Praktiken bei der Einführung des „Explorers“ waren der Anlass für das derzeitige Kartell-Verfahren in den USA.
Ausgehend von der Basis, den PCs auf den Schreibtischen, versucht Microsoft sein Reich auszudehnen. Mit Windows NT wird ein Betriebssystem für das Reich der Zentralrechner bei kleineren Computernetzen angeboten (Anteil 1998 53 Prozent, Tendenz steigend). Und bei Kleinstrechnern wie Palmtops sollen deren Hersteller Windows CE nutzen (Marktanteil etwa 25 Prozent).
3. Können die User flüchten?
Bedingt. Wer von der IBM-Welt zu Apple-Macintosh-PCs wechselt, verlässt das Reich Bill Gates' keineswegs: Microsoft liefert auch den allergrößten Teil der Apple-Anwenderprogramme. In letzter Zeit finden frei verfügbare Linux-Programme viele Freunde, vor allem bei der Internet-Gemeinde. Auf den privaten Schreibtischen ist Microsofts Vorherrschaft aber noch ungebrochen.
4. Lohnt sich das Monopol für Microsoft?
Und ob. Am 30. September lief das erste Quartal des Geschäftsjahres 1999/2000 ab. Der Umsatz des Konzerns lag bei 5,4 Milliarden, der Reingewinn bei 2,2 Milliarden Dollar – nur für ein Vierteljahr. rem
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