Kommentar: Rettet die AOK
Eins ist klar: Die AOK muss gerettet werden. Keine andere Krankenkasse ist so sehr Symbol für die solidarische Krankenversicherung, die – trotz aller Einschnitte – allen Kranken die notwendige medizinische Versorgung garantiert. Und zwar unabhängig vom Geldbeutel. Denn bei keiner anderen Kasse in Berlin sind so viele Alte, Arbeitslose und Wenigverdiener versichert – schlechte Risiken also, wie es im Fachjargon heißt. Eine Ende der AOK würde das sowieso schon angeknackste Vertrauen in das Solidarsystem zutiefst erschüttern. Fast jedeR vierte BerlinerIn stände kurzzeitig ohne Krankenversicherung da.
Das können weder der Senat noch die AOK wollen, denn für beide wäre der Imageschaden fatal. Und beide haben Mitschuld an der dramatischen Lage der Berliner Krankenkasse.
Der Senat hat jahrelang nichts gegen die überhöhten Klinikkosten getan, ein zentrales Problem aller Berliner Krankenkassen. Statt einzugreifen wurde in der Gesundheitsverwaltung gestritten und um Pfründen gekämpft. Die Berliner AOK hat zu spät auf ihren dramatischen Mitgliederschwund reagiert. Und sie hat ein internes Strukturproblem: AOK-Chef Rolf Dieter Müller steht nicht in dem Ruf, ein Händchen für Management und Personalführung zu haben. Viele gute Mitarbeiter haben die Kasse in den vergangenen Monaten verlassen. Der AOK-Bundesverband wiederum hat zu lange zugeschaut. Noch härter hätte er den Senat unter Druck setzen und Einfluss auf seinen Landesverband nehmen müssen.
Es besteht also auf allen Seiten Handlungsbedarf. Der Senat kann nicht weitermachen wie bisher und das Finanzproblem dem AOK-Bundesverband zuschustern, der es mit einer erneuten Geldspritze schon richten soll. Jetzt ist mehr gefragt als bloße Absichtserklärungen. Von allen Seiten.
Sabine am Orde
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