: Omas und Tanten im 20. Jahrhundert
Im Jahre 1900 wurde im Bürgerlichen Gesetzbuch festgelegt, dass der Ehemann zum Vormund seiner Frau bestellt wird. Wählen und studieren durften Frauen nicht. Gegen diese Diskriminierung kämpften die ersten Frauenrechtlerinnen wie Helene Lange, Anita Augspurg und Clara Zetkin an. 1908 konnten Frauen erstmals an Universitäten studieren. Das Wahlrecht erhielten sie erst nach dem Ersten Weltkrieg.
In der Weimarer Republik eroberte die Neue Frau mit Bubikopf und kurzem Rock die Arbeitswelt. 1925 waren rund 11,6 Millionen Frauen in Deutschland berufstätig. Und: Vor allem in Berlin entwickelte sich ein lebhafte lesbische Subkultur.
Gehe zurück an den Herd, hieß es im Dritten Reich. „Das Programm für Frauen hat nur einen Punkt, dieser Punkt heißt Kind“, sagte Adolf Hitler 1934. Im Falle des Gehorsams winkte den Frauen das Mutterkreuz. In Frauenorganisationen wie dem „Bund Deutscher Mädel“ schätzte frau die Geselligkeit und studierte nebenbei dieNS-Rassenlehre.
Nach Kriegsende wollte keine mehr etwas vom Führer wissen; frau stürzte sich stattdessen in den Wiederaufbau: Die Trümmerfrauen schufteten und warteten, dass ihre Männer von der Front zurückkämen. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau stand seit 1949 in den Verfassungen beider deutscher Staaten. Doch außer Nylonstrümpfen und Petticoats bewegte sich in der Wirtschaftswunderzeit, rechtlich gesehen, nicht viel für die Frauen.
1962 kam in Deutschland die Pille auf den Markt – das weibliche Sexleben wurde freier. Die zweite Frauenbewegung begann sechs Jahre später mit dem legendären Tomatenwurf von Sigrid Rüger auf dem SDS-Bundeskongress in Frankfurt. In der Folge entstanden viele Frauengruppen, die sich vor allem gegen den Abtreibungsparagrafen 218 engagierten. (Erst viele Jahre nach der „Ich habe abgetrieben“-Aktion im Stern Anfang der Siebzigerjahre kam es zur Liberalisierung dieser Strafvorschrift.)
Nach einer Phase der Selbsterfahrung in Frauengruppen kam die Zeit der Projekte: Frauen gründeten Frauenhäuser,-buchläden und -verlage.Lesbische Frauen bauten ihre eigenen Gruppen auf.
Institutionalisierung der Frauenbewegung war das Kennzeichen der Achtzigerjahre. Gleichstellungsbeauftragte und Frauenquoten setzen sich durch. In der DDR galt die Frau als durch den Sozialismus befreit. Verglichen mit dem Westen arbeiteten dort wesentlich mehr Frauen, die Kinderbetreuung war besser. In Führungspositionen stiegen sie trotzdem nicht auf; der Haushalt blieb meist an ihnen hängen.
„Feministin“ avanciert zum Schimpfwort. Die Frau der Neunziger ist das Girlie. Es hält sich für gleichberechtigt und tanzt mit Spängchen im Haar auf der Love Parade. Im Deutschen Bundestag sitzen seit der Bundestagswahl 1998 207 Frauen – mehr als je zuvor. Nadine Lange
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