piwik no script img

Ölkonzern soll putzen gehen

■ Französische Grüne rufen zum Boykott von TotalFina auf. Der Ölkonzern hatte den vor der Bretagne havarierten Tanker „Erika“ gechartert. Ölpest von Orkan verschlimmert. Auch spanische Strände bedroht

Berlin (taz) – Während sich die Ölkatastrophe an der französischen Bretagne-Küste ausweitet, wächst der politische Druck auf den Ölkonzern TotalFina. Die französischen Grünen riefen gestern zum Boykott der französisch-belgischen Ölfirma auf, die unter anderem Tankstellen betreibt und Heizöl verkauft. Das weltweit viertgrößte Ölunternehmen hatte den Tanker „Erika“ gechartert, der am 12. Dezember vor der bretonischen Küste auseinandergebrochen war.

Das Unternehmen müsse gezwungen werden, „all seine Verantwortlichkeiten“ für die Ölpest zu übernehmen, hieß es in einer Erklärung der Grünen. Die Partei, Koalitionspartnerin in der Linksregierung von Premierminister Lionel Jospin, kündigte an, einen Gesetzesentwurf für härtere Strafen gegen Ölkonzerne ins Parlament einzubringen. Jospin selbst forderte schärfere Bestimmungen und Kontrollen im internationalen Seerecht.

Deutsche Umweltverbände unterstützen die französischen Grünen. Die Ölfirmen müssten stärker für Unfälle haften, sagte Stephan Lutter, Experte des World Wide Fund for Nature (WWF). Greenpeace-Mitarbeiter Günther Hubmann sagte, TotalFina solle die Beseitigung der Schäden und das Abpumpen des Öls aus dem versunkenen Wrack bezahlen. TotalFina-Chef Thierry Desmarest hat mittlerweile eine finanzielle Beteiligung in Aussicht gestellt, ohne jedoch etwas über deren Höhe zu sagen.

Nachdem bereits 400 Kilometer Strände und Felsenriffe an der bretonischen Küste verdreckt sind, treibt nun ein zweiter Ölteppich vom Wrack auf die Küste zu. Rund 10.000 Tonnen Heizöl sind bereits ausgelaufen. 20.000 Tonnen sollen noch im Schiffsrumpf auf dem Grund des Atlantiks liegen. Auch das spanische Baskenland bereitet sich auf das Öl vor.

Ein weiterer Orkan über Frankreich verstärkte gestern die Schäden, weil die zähe Masse in unvorhergesehenem Ausmaß an die Küsten gespült wurde. Klimaforscher sehen in den gewaltigen Stürmen Anzeichen der Klimakatastrophe.Hannes Koch Tagesthema Seite 3Bericht Seite 7

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen