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Scantrader-Crew starb in der BiskayaReeder für Überladen ihres Schiffes verurteilt

Hamburg (taz) – Erstmals in der deutschen Rechtsgeschichte hat das Hamburger Landgericht gestern Reeder für die Sicherheit ihres Schiffes zur Verantwortung gezogen. Es verurteilte die Lübecker Reeder Heinrich und Heiner Beutler sowie deren Geschäftspartner Jerszy Kulakowski zu je acht Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung, weil sie vor zehn Jahren das Überladen ihres Zementfrachters Scantrader angeordnet und damit die Gefährdung der Crew nahmen. Das Schiff war im Februar 1990 in der Biskaya gesunken. Dabei starben alle zwölf Seeleute.

Der Frachter sei 28-mal überladen ausgelaufen, so die Kammer des Landgerichts. Zehn Jahre später habe sich aber nicht mehr eindeutig beweisen lassen, dass jene Reise zur Todesfahrt wurde, weil das Schiff zu viel Zement an Bord hatte. Deshalb verurteilte das Gericht die Angeklagten nur wegen „versuchten Eingriffs in den Schiffsverkehr“. Die Angeklagten hatten den Kapitän für die Ladung verantwortlich erklärt. Im Dezember 1997 hatte das Hamburger Amtsgericht Seniorreeder Heinrich Beutler zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und 20.000 Mark Geldbuße verurteilt. Sein Sohn und ihr Geschäftspartner waren freigesprochen worden, wogegen die Staatsanwaltschaft Berufung einlegte. Eine Anklage wegen Mordes aus Habgier war nicht zugelassen worden.

Elke Spanner

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