: Bewegungs-Kritik
■ Verkehrsplanung der Baubehörde wird von zwei Seiten aufs Korn genommen Verkehrsplanung wird von zwei Seiten aufs Korn genommen
Das Ziel der Baubehörde, 15 Prozent der AutofahrerInnen bis 2010 auf Busse und Bahnen umsteigen zu lassen, ist gestern Abend von zwei Seiten in die Mangel genommen worden. Bei der ersten Anhörung des Verkehrsausschusses zum Verkehrsentwicklungsplan (VEP) erklärten die Autolobbyisten vom ADAC das Ziel für nicht erreichbar, weil die Autofahrer schwer vom Umsteigen zu überzeugen seien. Der alternative Verkehrsclub VCD dagegen bewertete die vorgeschlagenen Maßnahmen als nicht ausreichend.
„Mit einer Konsolidierung des Angebots kriegt man nicht 30 Prozent mehr Menschen in öffentliche Verkehrsmittel“, sagte der Hamburger VCD-Geschäftsführer Carsten Knoch. Arno Reglitzky von ADAC versicherte, sein Verband würde „alles unterstützen, was die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel verbessern würde“.
Nach Angaben der Baubehörde hat der öffentliche Verkehr in Hamburg von 1990-1998 um elf Prozent zugenommen. Der Autoverkehr wuchs in der gleichen Zeit um vier Prozent. Die Behörde gab sich „guter Hoffnung“, dass ein Zuwachs bei Bus und Bahn um 30 Prozent erreichbar sei, zumal die Schienen von U- und S-Bahn über ausreichende Kapazitäten verfügten.
Ebenfalls uneinig waren sich ADAC und VCD beim Thema Park & Ride. Während der ADAC mehr Park&Ride-Anlagen forderte und Reglitzky auf positive Beispiele im Stadtgebiet verwies, erklärte der VCD-Vertreter P&R-Anlagen nur auf dem platten Land für sinnvoll – dort wo die Menschen nur schwierig mit Bussen zu bedienen sind.
Insgesamt stellten ADAC und VCD dem VEP ein schlechtes Zeugnis aus. Die Analyse sei gut, das vorgestellte Handlungskonzept jedoch „erschütternd“, sagte Reglitzky vom ADAC. Es sei von der Grundeinstellung geprägt: „Wir wollen nicht zur Kenntnis nehmen, dass sich mehr Verkehr auf Hamburg zuentwickelt“. Der VCD dagegen kritisierte: „Der Einstieg in eine nachhaltige integrierte Verkehrsplanung wurde mit diesem Entwurf nicht erreicht“. Die Umwelt komme zu kurz, sagte Carsten Knoch.
Die Anhörung wurde nach Redaktionsschluss fortgesetzt.
Gernot Knödler
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