: Dresdner Bank finanziert Zyanid-Goldmine
Bank gab 8,5-Millionen-Dollar-Kredit für den Bau der rumänischen Unglücks-Goldmine, obwohl sie die „Umwelterklärung der Banken“ unterzeichnet hat. Entschädigung gefordert ■ Von Maike Rademaker
Berlin (taz) – Die Goldmine im rumänischen Baia Mare, die zur Verseuchung von Ungarns zweitgrößtem Fluss mit Zyanid führte, ist offensichtlich maßgeblich von der Dresdner Bank mitfinanziert worden. Da die Dresdner Bank auch die 1992 aufgestellte „Erklärung der Banken zu Umwelt und langfristig tragfähiger Entwicklung“ unterzeichnet hat, fordert die Menschenrechtsorganisation FIAN die Bank nun auf, sich an den Entschädigungszahlungen und der Sicherung der Trinkwasserversorgung zu beteiligen.
„Die Firma Aurul musste für die Verseuchung die lächerliche Strafe von 800 US-Dollar zahlen“, sagte Petra Sauerland, Vorsitzende von FIAN. „Es müssen aber alle verantwortlichen Akteure zur Zahlung herangezogen werden.“ Die Frankfurter Zentrale der Bank bestätigte gestern gegenüber der taz die Finanzierung. Nach bisherigem Kenntnisstand seien aber bei der Finanzierungszusage „wie immer Umweltstandards wie die der Weltbank“ eingehalten worden, sagte eine Sprecherin des Unternehmens.
Die Dresdner Bank hatte über ihre hundertprozentige Tochter Dresdner Kleinwort Benson der rumänischen Betreiberfirma Arul S.A. 8,5 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt, weitere 8,5 Millionen des Kredites stellte die britische Rothschild Bank. An dem Gemeinschaftsunternehmen in Rumänien ist die australische Firma Esmeralda zur Hälfte beteiligt. Die gesamten Baukosten der erst vor weniger als einem Jahr in Betrieb genommenen Mine, die auf einem alten Abbaugelände errichtet wurde, betrugen 28,2 Millionen US-Dollar.
In der Umwelterklärung der Banken von 1992, die bis 1996 weltweit über 80 Banken unterzeichnet haben, darunter die Dresdner, befürworten sie „ein vorausschauendes Umweltmanagement zur frühzeitigen Erkennung und Vorbeugung potenzieller Umweltschäden“. Man sei bemüht, „bei der Einschätzung von Umweltrisiken die gleichen Maßstäbe sowohl im Inland als auch im Ausland anzuwenden“, und setze sich für einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt ein. Der neue Fall ist nicht das erste Mal, dass die Dresdner wegen drohender oder tatsächlicher massiver Umweltprobleme bei ausländischen, von ihr mitfinanzierten Projekten Schwierigkeiten bekommt. 1995 zwangen anhaltende Proteste die Bank dazu, aus einer Kreditzusage für die Goldmine im türkischen Pergamon auszusteigen. Aus der Diskussion um dieses Goldabbauprojekt, so FIAN, sollten der Bank die Schwierigkeiten bekannt sein.
Der Bau der Aurul-Goldmine in Rumänien wurde 1997 bewilligt, das erste Gold gab es im April 1999. Proteste rief die Dresdner auch durch ihre Beteiligung an dem umstrittenen Biobio-Staudamm in Chile hervor, in dessen Finanzierung die Bank im März 1997 einstieg.
Vor rund zwei Wochen waren in Baia Mare 100.000 Kubikmeter einer hochgiftigen Zyanidlauge ausgelaufen. Die Zyanidwelle hat das Trinkwasser für Anwohner des Theiß-Flusses ungenießbar gemacht und zu einem massenhaften Fischsterben geführt. Das Ökosystem des Donau-Zuflusses ist nach Angaben der serbischen Regierung auf Jahre hinaus zerstört worden, Ungarn und Jugoslawien fordern Schadenersatz. Die Auswirkungen der Zyanidwelle sollen nun von Experten des UN-Umweltprogrammes untersucht werden, Unep-Direktor Klaus Töpfer entsandte mehrere Experten in die Region. Währenddessen untersuchen ungarische Experten den Theiß-Fluss auf Schwermetalle wie Blei, Zink und Kupfer, die sich im Flussgrund absetzen und so zu Langzeitschäden führen können. Esmeralda, die australische Miteigentümerin der Aurul-Goldmine, lehnt jede Verantwortung für die Umweltkatastrophe ab, es gebe keinen Beweis dafür, dass die Verseuchung auf Zyanid zurückzuführen sei.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen