: Vorwürfe gegen Cresson
Elf-Affäre erreicht Ex-Premierministerin
Paris (dpa) – Bei den Ermittlungen zur Elf-Leuna-Affäre ist erstmals auch der Name der französischen Ex-Premierministerin Edith Cresson aufgetaucht. Das von ihr gegründete Unternehmen Sisie soll rund 900.000 Mark für angebliche Studien über das ostdeutsche Minol-Tankstellennetz erhalten haben, berichtete die Zeitung Le Monde gestern. Das Blatt beruft sich auf Aussagen eines Ex-Mitarbeiters der Schweizer Elf-Tochter Elf Aquitaine International, der am Dienstag von zwei ermittelnden Pariser Richtern vernommen worden war.
Die Zahlungen des damals staatlichen Energiekonzerns Elf Aquitaine sollen in mehreren Raten für eine Serie von technischen und finanziellen Studien erfolgt sein. Die einstige EU-Kommissarin Cresson, die unter dem Verdacht der Scheinbeschäftigung im Visier der belgischen Justiz steht und weshalb im vergangenen März die gesamte EU-Kommission zurücktreten musste, bestätigte gegenüber Journalisten die für Elf geleistete Arbeit. Sie warnte aber davor, „die Elf-Gruppe und die Elf-Affäre zu verwechseln“. Die frühere sozialistische Regierungschefin sagte dem Figaro: „Es gibt auch nicht den Hauch eines Missverständnisses bei dieser Angelegenheit, alles wurde den Regeln entsprechend gemacht.“
Der Sisie-Mitarbeiter Abel Farnoux erklärte dem Parisien, das Unternehmen haben einen globalen Vertrag mit dem Elf-Konzern gehabt. „Außerdem hat unser Berliner Büro anlässlich des Kaufs der Minol-Tankstellen durch Elf eine Studie über die Bodenverschmutzung angefertigt.“ Cresson, die nach ihrem Rücktritt als Premierministerin im September 1992 wieder in das Unternehmen zurückgekehrt sei, habe eine monatliche Entlohnung von 15.000 Mark erhalten, sagte Farnoux. „Sie hat bei dieser Studie aber absolut keine Rolle gespielt.“
Elf hatte 1992 am Leuna-Standort einen Raffineriekomplex errichtet und das ostdeutsche Tankstellennetz Minol erhalten. Dabei sollen dubiose Gelder in dreistelliger Millionenhöhe geflossen sein, die auch eine Rolle in der CDU-Spendenaffäre spielen könnten.
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