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Unterricht mit Koran und Sunna

Die Islamische Föderation kämpft nach ihrem Sieg vor Gericht um ein gutes Image.Ihr Islam-Unterricht soll breite Bevölkerungsschichten ansprechen ■ Von Julia Naumann

Das Büro liegt in einem unscheinbaren Mietshaus in Kreuzberg. Von außen ist kaum zu erkennen, dass es sich hier um die Zentrale einer der derzeit umstrittensten Religionsgemeinschaften in Deutschland handelt: Die Islamische Föderation – die Organisation, die in der Bundesrepublik erstmals an Schulen bekennenden islamischen Religionsunterricht lehren darf. Die Grundlage dafür schaffte in der vergangenen Woche das Bundesverwaltungsgericht. Es billigte der Föderation nach jahrelangem Rechtsstreit den Status einer Religionsgemeinschaft zu.

Dass es zukünftig islamischen Religionsunterricht geben soll, finden PolitikerInnen und gesellschaftliche Organisationen unisono „sinnvoll und überfällig“ – aber bitte nicht von dieser dubiosen Vereinigung. Befürchtungen wurden laut, dass Fundamentalisten die Berliner Klassenzimmer stürmen würden. Die Grünen und der liberale Türkische Bund bezeichneten die Föderation als „politische Organisation“ und „Sektierer“, die höchstens 10 Prozent der Muslime vertreten. Zwischen der Föderation und der islamistischen Organisation Milli Göruș gibt es zahlreiche personelle Verquickungen. Die Föderation selbst wird seit einigen Wochen wegen des Verdachts auf extremistische Tendenzen vom Verfassungsschutz überprüft.

Darüber lächelt Burhan Kesici nur milde. „Es ist in Ordnung, dass der Verfassungschutz uns beobachtet“, sagt selbstbewusst der 27-jährige Verwaltungsratsvorsitzende der Föderation, der diese nach außen vertritt. „Stehen Vorwürfe im Raum, müssen sie überprüft werden. Dann wird man sehen, dass wir nicht extremistisch sind.“ Er gibt zu, dass der Vorsitzende der Föderation, Nail Dural, „Mitglied und religiöser Berater“ von Milli Göruș ist. Das aber mache Dural „als Privatperson“, seine Arbeit in der Islamischen Föderation tangiere das nicht. Dural greift gerne zu drastischen Worten: „Wir leben in einer Gesellschaft, die unsere heiligen Werte verbrennen will“, so seine Position.

In dem schlichten Versammlungszimmer der Föderation stapeln sich Ausgaben des Korans und anderer religiöser Schriften. Und Religion ist auch Kesicis liebstes Thema: Eine Kommission namhafter Pädagogen und Islamwissenschaftler feile derzeit an den Rahmenplänen für die Grundschulen, erzählt der in Berlin geborene Diplompolitologe. Um wen es sich dabei handelt, will er nicht sagen. Geht es nach der Föderation, sollen sich die Kinder zukünftig mit den heiligen Schriften, Koran und Sunna, befassen. Aber natürlich gehe es auch um den Dialog mit Christen und Nichtmuslimen. „Unsere Pläne unterscheiden sich in der Sache nicht sehr von denen der Katholiken oder Protestanten“, fasst Kesici nüchtern zusammen. Im Unterricht sollen ausschließlich moderne Methoden verwendet werden. Nicht wie in den Koranschulen in den Moscheen, in denen die Kinder lernen, den Koran zu lesen, „ohne ihn zu verstehen“. „Sie sollen Glaubensinhalte nicht nur auswendig lernen, sondern sich auch im Alltag damit beschäftigen“, ist Kesicis Ziel. Der Unterricht soll in deutscher Sprache abgehalten werden.

Mit diesem Konzept erhofft die Islamische Föderation Anerkennung auch bei der breiten muslimischen Bevölkerung. 32.000 SchülerInnen muslimischen Glaubens gibt es nach Schätzungen der Schulverwaltung in Berlin. „Wir wollen nicht nur einer Minderheit den Unterricht anbieten, sagt Kesici. Die Islamische Föderation reklamiert, ein Viertel der Muslime in Berlin zu vertreten. Nach den Sommerferien wollen sie an sechs Grundschulen ihren Religionsunterricht anbieten.

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