: Cappuccino statt Maßkrug
Am Frauentag läutete der DGB in Berlin „ein neues Zeitalter des politischen Aschermittwochs“ ein. Geschimpft wurde wenig. Gestritten erst recht nicht. Hier trafen sich Frauen, die es geschafft haben
aus BerlinLUKAS WALLRAFF
„Liebe Männer“, rief die Moderatorin Renan Demirkan den Fotografen zu, „hört bitte auf zu blitzen, damit wir uns konzentrieren können.“ Ohne Murren gehorchten die Männer und schalteten ihre Kameras ab. Kein Wunder: Im Varietee-Theater „Chamäleon“ fand gestern eine weibliche Machtdemonstration statt.
Über vierhundert Zuhörerinnen begingen den ersten „Frauenpolitischen Aschermittwoch“ des DGB, der durch Zufall zu Stande gekommen war, weil das Karnevals-Ende und der Frauentag in diesem Jahr zusammenfielen. Gastgeberin Ursula Engelen-Kefer, die Vize-Chefin des DGB, sprach umgehend von einem „neuen Zeitalter des politischen Aschermittwochs“.
Und es war wirklich alles ganz anders. Aus den schweren Dienstkarossen entstiegen ausschließlich Frauen, die Männer hatten eher untergeordnete Aufgaben: als Fahrer, Kellner und Journalisten.
Statt Bier gab es Cappuccino, statt Blasmusik ein Klavierkonzert, und auf der Bühne wurde nicht gepoltert, sondern in aller Ruhe Bilanz gezogen.
In der hochkarätig besetzten Eröffnungsrunde ging es um „Macht und Verantwortung in Frauenhänden“. Die sieben Frauen auf dem Podium haben damit Erfahrung. Jutta Limbach bekleidet als Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts eines der höchsten Ämter im Staate – entsprechend ehrfurchtsvoll wurde sie auch vorgestellt.
Doch ausgerechnet die „ranghöchste Frau der Bundesrepublik“ war die Lockerste der Runde. Sie verstehe überhaupt nicht, warum es immer noch so sei, dass Frauen „ein neurotisches Verhältnis zur Macht haben, und Männer so ein erotisches“.
Alles in allem wirkten die Frauen relativ zufrieden mit dem Erreichten. Dass immer noch nur elf Prozent der Posten in den Chefetagen von Frauen besetzt werden, wurde nur am Rande erwähnt. Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin versprach, „Restbestände der Ungleichheit abzubauen“ und kündigte an, das neue Gewaltschutzgesetz baldmöglichst durchzusetzen.
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