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Die reiche Uigurin

Erst wurde sie hofiert, dann verhaftet und jetzt verurteilt: Die chinesische Geschäftsfrau Rebiya Kadeer muss für acht Jahre ins Gefängnis

Als eine der wirtschaftlich erfolgreichsten Frauen der Volksrepublik China ist Rebiya Kadeer eine echte Vorzeigefrau, zumal sie der Minderheit der Uiguren angehört, einem Turkvolk. Die herrschenden Kommunisten beriefen die 53-jährige Muslimin aus der nordwestlichen Provinz Xinjiang deshalb auch in ihre „Konsultativkonferenz“. Mit dem Beratungsgremium ohne Befugnisse umgarnt und integriert die Regierung gern angesehene Persönlichkeiten wie Kadeer oder auch Finanzmogule aus Hongkong.

Die resolute Unternehmerin wurde 1995 als Delegierte der „Xinjiang uigurischen autonomen Region“ zur Weltfrauenkonferenz nach Peking geschickt. Mit dem Projekt „1.000 Familienmütter“, das uigurischen Chinesinnen den Weg in die wirtschaftliche Selbständigkeit erleichtern soll, engagierte sich die Mutter von zehn Kindern seit 1997 auch für die Frauen ihrer Region, wo ähnlich wie im angrenzenden Tibet die Han-Chinesen nicht nur die Politik kontrollieren, sondern auch zunehmend die Wirtschaft dominieren. Doch Rebiya Kadeer fiel zunehmend in Ungnade, nachdem ihr Mann Sidik Rouzi 1996 ins Exil gegangen war. Der Dozent saß wegen seiner Sympathie mit der uigurischen Unabhängigkeitsbewegung bereits einige Jahre im Gefängnis. Von den USA aus erregt er mit sehr kritischen Berichten über die Situation der Uiguren für Radio Free Asia und Voice of America den Unmut der Regierung in Peking.

Kadeer wurde seitdem immer stärker von den Behörden belästigt, erhielt Reiseverbot, schließlich wurde ihr 1997 der Pass abgenommen. Als sie am 11. August vergangenen Jahres Informationen über die Situation in den Gefängnissen Xinjiangs und über politische Gefangene an Mitarbeiter des US-Kongresses überreichen wollte, wurde sie zusammen mit zweien ihrer Söhne und einem Sekretär in einem Hotel der Provinzhauptstadt Urumqi verhaftet.

Nachdem bereits im November ein Sohn und der Sekretär zu zwei und drei Jahren Administrativhaft und „Umerziehung durch Arbeit“ verurteilt worden waren, wurde Menschenrechtsorganisationen vergangene Woche das Urteil gegen Kadeer bekannt: Acht Jahre Haft wegen des Verstoßes gegen „Gesetze des Landes“ und „Weitergabe von Staatsgeheimnissen an Separatisten außerhalb des Landes“. Laut Radio Free Asia durften weder Kadeer noch ihr Anwalt bei dem Prozess sprechen. Der Vorwurf des Verrats von „Staatsgeheimnissen“, die in China juristisch nicht näher definiert sind, ist eine von den Behörden gern angewandte Methode, um Dissidenten zu verurteilen. SVEN HANSEN

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