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Spaß an der Politik

Mit 24 Jahren ist Grietje Bettin die jüngste Abgeordnete im Deutschen Bundestag. Als grüne Karrierefrau mag sie sich aber nicht verstehen

Nächste Woche wird es ernst für Grietje Bettin aus Eutin. Da wird die Grünen-Politikerin aus Ostholstein ihr Bundestagsmandat antreten. Die 24-Jährige ist dann die jüngste weibliche Abgeordnete im Parlament. Sie rückt für den Finanzexperten Klaus Müller nach, der in Kiel neuer Umweltminister wird.

Grietje Bettin hat mit Finanzpolitik nichts am Hut. Sie wird sich um Medien- und Hochschulpolitik kümmern. Die junge Grüne will die öffentlich-rechtlichen Sender stärken und „vom Quotendruck entlasten“. Ihr Ziel ist es, „den kritischen Umgang mit Medien zu fördern“. Natürlich, sagt Bettin, sollten alle Schulklassen mit Computern ausgestattet werden, „aber die Schüler müssen lernen, reflektiert damit umzugehen“.

Sie glaubt zu wissen, warum immer weniger junge Leute die Grünen wählen. „Die Repräsentanten der Partei sind so alt wie die Eltern der Jungwähler.“ Sie nicht zu wählen sei von daher eine völlig normale Gegenreaktion der Jugendlichen. Die Pädagogikstudentin sagt, sie selbst habe die Grünen bereits als Schülerin interessanter gefunden als die Altparteien. „Ich bin in der Zeit des Helmut Kohl groß geworden“. Der CDU-Kanzler sei für sie immer ein abschreckendes Beispiel gewesen: „Er war arrogant, hatte eine zu große Distanz zur Bevölkerung, klebte an seinem Sessel und wollte nichts Neues zulassen.“

Ob sie selbst immer schon davon träumte, Berufspolitikerin zu werden? „Eigentlich wollte ich nach dem Studium politische Jugendbildung machen.“ Doch jetzt – die Diplomarbeit ist noch nicht zu Ende geschrieben – ist sie plötzlich Bundestagsabgeordnete. Die Studentin freut sich auf die Herausforderung. Aber: „Wenn mir die Politik keinen Spaß mehr macht, werde ich nicht daran kleben bleiben.“

Grietje Bettins politische Karriere verlief blitzartig: Erst vor fünf Jahren trat sie in die grüne Partei ein, und zwar als aktives Mitglied. Sie hat die Grün-Alternative Jugend (GAJ) in Schleswig-Holstein mitgegründet. Im Mai vergangenen Jahres wurde sie in den Landesvorstand der Grünen gewählt. Außerdem ist sie seit November Mitglied der Flensburger Ratsversammlung.

Grietje Bettin will sich nicht als Mitglied eines Parteiflügels orten: „Ich bin unabhängig und entscheide nach den Inhalten.“ Sie hat das von Christian Simmert und anderen Linken verfasste Manifest „Raus aus der Neuen Mitte!“ unterschrieben. Darin wehren sich die die „Jungen Linken“ gegen den Vorschlag der „Jungen Realos“, die grüne Partei müsse sich auch als „Dienstleistungsunternehmen“ verstehen.

TINA STADLMAYER

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