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Prärie für die Kleinsten

■ Engagierte Eltern zeigen, dass der Stadtwerder nicht nur für Luxuswohnungen geeignet ist / Der Verein „Kinderwald und Wiese“ besiedelt die Kinderwiese

Kinder grölen, flitzen ausgelassen über die Wiese und versuchen sich zu fangen. Einige krabbeln in bunter Kriegsbemalung aus Indianerzelten, andere knüpfen aus Weidenästen Tipis zusammen. Ein paar von den Kleinen bemalen gefällte Baumstämme, die natürlich nicht extra zu diesem Zweck ihr Leben lassen mussten. Rund 50 Kinder haben gestern die erste Bremer „Kinderwiese“ mitten auf dem Stadtwerder eingeweiht.

Der Verein „Kinderwald & Wiese“ hat die 18.000 Quadratmeter große Grünfläche gepachtet, die zwischen „Café Sand“, „Zum Kuhhirten“ und dem Licht- und Luftbad liegt. Nach dem Motto „Auf du und du mit der Natur inmitten der Stadt“ soll eine Erlebnislandschaft für Kinder entstehen. Dort dürfen Vier- bis Zwölfjährige im Lehm buddeln, Staudämme bauen und Höhlen graben: Ein Paradies für Großstadtkinder. Sonst müssen sich die Kleinen zwischen vielbefahrenen Straßen, auf betonierten Höfen und langweiligen Spielplätzen austoben. Ein grünes Fleckchen muss man in Bremens Innenstadt schon fast mit der Lupe suchen. „Jeder Quadratmeter wird zu Geld gemacht. In dem Maße nehmen wir unseren Kindern Freiräume zum Spielen in der Natur“, erklärt Martin Karsten, Vorsitzender von „Kinderwald & Wiese“.

Um dem entgegenzuwirken, haben sich in den vergangenen zwei Jahren engagierte Eltern, UmweltpädagogInnen und KünstlerInnen für eine grüne Oase mitten in der Stadt stark gemacht – mit Erfolg. Doch die Hände in den Schoß legen können die Naturbewussten nicht. Denn auf der Grünfläche sollen in den nächsten Monaten ein Amphitheater aus Natursteinen, eine Wasserstelle und eine Lehmecke angelegt werden. Außerdem soll auf die Wiese ein Bauwagen kommen. Dort können sich die Kinder dann Schaufeln und Eimer abholen, um sich auf die Spuren der Natur zu begeben und sie zu entdecken. Aber die Kinder können nicht nur ausgelassen im Dreck wühlen oder Hütten bauen. Geplant sind auch ein Kinderwiesenchor, eine Theatergruppe oder Lesungen im Amphi-theater – alles in der Natur. Ziel des Projektes sei es nämlich nicht, so Karsten, die Kinder über die Natur zu unterrichten. Sondern sie sollen kreativ sein, die Natur selbst entdecken und darin spielen. Das Gelände soll sowohl von Schul-, Kindergarten- und Hortgruppen als auch von einzelnen Eltern mit ihren Kindern genutzt werden.

Die Pacht von rund 3.000 Mark hat ein Vereinsmitglied bisher aus Eigenmitteln vorgestreckt. Mittelfristig hofft der Verein aber auf Sponsoren aus der Wirtschaft. Als Starthilfe hatte der Verein außerdem 5.000 Mark aus Agenda21-Mitteln erhalten. Den Betrieb gewährleisten zunächst die Eltern selbst. Da das ehrenamtliche Engagement irgendwann wohl erschöpft sein wird, erhofft sich Martin Karsten allerdings drei bis vier ABM-Stellen. „Erst dann können wir unsere ganzen Ideen umsetzen.“ Das wäre auch notwendig, meint eine Mutter. „Schließlich sind Kinder unsere Zukunft.“

Der Verein „Kinderwald & Wiese“ freut sich über Sachspenden, das Engagement von kindererfahrenen KünstlerInnen oder Interesse von Eltern. Weitere Informationen unter Tel.: 5576617.

Tina Bauer

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