: Topographie der Verschleppung
Bauverwaltung prüft Alternativen zu den Zumthor-Plänen für die Gedenkstätte Topographie des Terrors. Fertigstellung vor 2004 nicht mehr möglich. PDS vermutet, dass der Senat aus dem Projekt aussteigen will
Die Gedenkstätte Topographie des Terrors steht vor erneuten Verzögerungen – wenn nicht gar vor dem Aus. In einem Schreiben an den Kulturausschuss des Abeordnetenhauses räumt Senatsbaudirektor Hans Stimmann (SPD) ein, dass sich der Eröffnungstermin für das geplante NS-Dokumentationszentrum weiter verschiebt. Zugleich würden „Alternativen“ zur bestehenden Planung des Schweizer Architekten Peter Zumthor „auf ihre urheberrechtlichen und finanziellen Auswirkungen untersucht“. Die PDS vermutet dahinter den Ausstieg aus dem schon seit acht Jahren verschleppten Projekt.
Nach Ansicht Stimmanns kann mit der Fertigstellung des Gebäudes erst „Ende 2003/Anfang 2004“ gerechnet werden. Der Grund für diese Verzögerungen liege zum einen in den sich abzeichnenden Problemen bei der techischen Konstruktion des komplizierten Bauwerks aus filigranen Betonstäben. Zum anderen fehle nach wie vor eine Aufstellung der „tatsächlichen Baukosten“, so Stimmann in seinem Schreiben an den Kulturausschuss. Diese sollten von Zumthor bis zur Sommerpause nachgereicht werden, gemeinsam mit einer „optimierten Ausführungsplanung“.
Ob dies gelingt, ist strittig. Kultursenator Christoph Stölzl hat gegenüber Auschussmitgliedern durchblicken lassen, der Architekt könne entsprechende Pläne vor dem regenreichen Herbst nicht mehr liefern – was bedeuten würde, dass im Jahr 2000 keine Baumaßnahmen stattfinden könnten.
Seit Anfang des Jahres unterliegt die Baustelle auf dem ehemaligen Gestapo-Gelände faktisch einem Baustopp. Die Haushälter des Landes hatten angesichts der Kostenexplosion von 36 Millionen auf geschätzte 70 Millionen Mark jede weitere Mittelvergabe untersagt. In der Zwischenzeit wurde offenkundig, dass Ex-Bausenator Jürgen Klemann (CDU) 1996 Verträge ohne „geprüfte Bauplanugnsunterlagen“ hatte abschließen lassen. Ausserdem konnte die beauftragte Betonfirma die 16 Meter hohen Betonstäbe erst nach zeitaufwendigen und teuren Experimenten herstellen.
Stimmann geht noch davon aus, „dass eine Lösung der Probleme möglich ist“. Die kulturpolitischen Sprecher von Grünen und PDS, Alice Ströver und Wolfgang Brauer, sehen „das Projekt vor dem Scheitern“. Die Verschiebung des Termins auf 2003/2004 und die intensive Suche nach Alternativen lasse nur den Schluss zu, dass sich der Senat bereits „innerlich von Zumthor verabschiedet hat“, sagte Brauer.
Zudem kritisiert der PDS-Politiker, dass 1996 der Vertrag über das Projekt auf der Grundlage „ungeprüfter Bauplanungsunterlagen“ abgeschlossen worden sei. Der künftige Nutzer – die Stiftung Topographie des Terrors – sei völlig unzureichend in die weiteren Projektplanungen einbezogen worden. „Dass die Planung vollkommen an den Interessen des Nutzers vorbei erfolgte, dürfte selbst in der skandalträchtigen Berliner Baugeschichte ohne Beispiel sein.“ROLF LAUTENSCHLÄGER
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