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Solide gegen den rechten Gleichschritt

Die „Antifaschistische Clubtour 2000“ von „solid“ geht mit kulturellen Angeboten in die Ostberliner Jugendclubs

Das Motto der „Antifaschistischen Clubtour 2000“ der PDS-nahen Jugendorganisation „solid“ klingt plakativ. „Für solidarisches Handeln. Gegen Ausgrenzung.“ Plakativ sollen die Veranstaltungen, mit denen solid der rechten Jugendkultur in Berlin etwas entgegensetzen will, nicht sein. „Wir wollen junge Leute mit allen Sinnen erreichen und niedrigschwellige Angebote zur politischen Bildung machen“, erklärt die 19-jährige Abiturientin Friederike Nehring, Berliner solid-Sprecherin.

Auftakt war im Januar ein Clubabend zur rechten Jugendszene in Hellersdorf. Wie bei den noch geplanten Veranstaltungen setzt solid hier nicht auf einen akademischen Vortrag, sondern will die jungen Gäste, die Clubs besuchen, über die Sinne ansprechen: Einzelschicksale werden vorgestellt, Filme gezeigt, Musik und Kabarett gespielt.

Bei der Auftaktveranstaltung ist das Konzept aufgegangen: Sechzig Hellersdorferinnen und Hellersdorfer, überwiegend SchülerInnen, haben den Clubabend besucht.

Wichtig war vor allem, so Friederike Nehring, dass sich die Leute nach Veranstaltungsende in informellen Gesprächen über Aktionen gegen rechte Jugendkultur ausgetauscht hätten. „Auf der nächsten linken Veranstaltung kennen sie sich dann bereits.“ Als weitere Veranstaltungen sind im Juni ein Clubabend in Pankow zu rechtsextremen Parteien in Parlamenten und im September im Wedding zur Ausgrenzung von Migranten geplant. Insgesamt soll es in diesem Jahr sieben Veranstaltungen geben. Ist das Konzept einmal erarbeitet, sollen die Clubabende auch in anderen Ostländern nachgenutzt werden.

Antifaschismus ist das zentrale Thema von solid in Berlin und den neuen Bundesländern. „Vor den Verwaltungsgerichten gegen NPD-Demos zu klagen, überlassen wir anderen. Wir wollen zu einer Jugendkultur beitragen, die die rechte Jugendszene langfristig isoliert.“ Rechte Jugendkultur, ergänzt ihre 20-jährige Mitsprecherin Katja Haese, die in Berlin Soziologie studiert, „stellt aggressiv Kraft und Gleichschritt zur Schau“. Gegendemonstrationen könnten nicht die einzige Antwort darauf sein.

Die beiden Frauen haben die Erfahrung gemacht, dass der Antifaschismusbegriff in der PDS, der sie angehören, teilweise anders besetzt ist, als unter jungen Linken. „Uns begegnet unter vielen PDS-Mitgliedern Unverständnis gegenüber ihnen fremden Lebensformen und gegenüber der Migrationspolitik der eigenen Partei.“ MARINA MAI

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