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Atmen macht krank

Noch immer wird zu wenig gegen Abgase getan, klagt das UBA. Die Folge: Allergien

BERLIN taz ■ Unsere staubige, stinkende, lärmende Umwelt macht krank. Bei der Vorstellung des Jahresberichts des Umweltbundesamtes (UBA) gestern in Berlin hob dessen Präsident Andreas Troge vor allem die Zunahme umweltbedingter Krankheiten hervor. „Die Zunahme dieser Krankheiten wie Astma und Allergien aufgrund von Umwelteinflüssen ist alarmierend“, warnte Troge. Etwa ein Drittel aller Deutschen sei bereits allergisch vorbelastet.

Schuld an vielen Krankheiten sind vor allem, trotz der Erfolge der vergangenen Jahrzehnte bei der Luftreinhaltung, die Schadstoffe in der Luft – insbesondere die „lungengängigen“ Feinpartikel. Eine große Rolle spielt dabei der Straßenverkehr – zwar beträgt sein Anteil an der Staubmasse nur ein Zehntel, dafür umgibt der unsichtbare tückische Nebel die Menschen aber andauernd. Die Krebs erregenden Rußpartikel der Dieselmotoren könnten durch Partikelfilter zu 90 Prozent reduziert werden. „Wir wünschen uns, dass diese Partikelfilter nicht nur für Lkws, sondern für alle Dieselfahrzeuge Pflicht werden“, verlangte der UBA-Präsident gestern.

Aber auch in anderen Umweltbereichen stellt das UBA Mängel fest. Im „Rohwasser“ für die Trinkwasserversorgung finden sich zu viele Schadstoffe, vor allem aus der Landwirtschaft. „Wir haben Hinweise, dass die Landwirte nicht immer die Vorschriften einhalten“, erklärte Troge. Trotz des seit 1999 geltenden Bodenschutzgesetzes steige außerdem der Flächenverbrauch in Deutschland weiter. Obwohl mit dem Gesetz eine Reduzierung des Flächenverbrauchs angestrebt wird, werden pro Tag 121 Hektar Land neu „versiegelt“ – mit Beton zugepflastert für Straßen, Supermärkte und Eigenheime. „Das ist vergleichbar mit einer Fläche von 160 Fußballplätzen“, sagte Troge.

Ursache ist die Sehnsucht des Deutschen nach dem Häuschen im Grünen. Immer mehr Wohnungen in vielen Städten stehen leer, während der Bau von Eigenheimen zunimmt. Rund ein Fünftel mehr Eigenheimbauten wurden im vergangenen Jahr bewilligt. Neu ist das Problem drohender Zersiedlung nicht – schon vor zwei Jahren hatte eine Enquetekommission des Bundestags vor den bauwütigen neuen Familien der Sechziger-Jahrgänge gewarnt, die die innerstädtischen Bau- und Mietpreise nicht zahlen wollen.

Um dem Trend Einhalt zu gebieten, lässt das UBA eine Verbindung zwischen Grundsteuer und Versiegelung prüfen: „Wer wenig Fläche verbraucht oder über die Verwendung poröser Steine noch Wasserabfluss gewährt, genießt nach diesem Konzept steuerliche Vorteile“, erklärte Troge. Außerdem sollen Flächen recycelt werden. Das UBA macht es vor: In Dessau werden alte Gebäude und Gelände benutzt, statt neue zu erschließen.

MAIKE RADEMAKER

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