piwik no script img

Atom-Konsens - ja bitte?

Ja

Ja

Die Befürworter: Wer dem Konsenspapier nicht zustimmt, bekommt überhaupt keinen Atom-Ausstieg. Deshalb: Dem Kompromiss zustimmen und nach vorne blicken!

Natürlich hätte auch ich mir einen schnelleren Atomausstieg gewünscht. Aber immerhin: Rein rechnerisch wird in den nächsten 20 Jahren jedes Jahr ein AKW abgeschaltet. Ich würde es den Grünen nie verzeihen, wenn sie den Atomausstieg und die Koalition platzen lassen, nur weil der Ausstieg zwei Jahre länger dauert als in Karlsruhe gefordert. Es bringt mich zur Weißglut, wenn jetzt ausgerechnet diejenigen am lautesten „Verrat!“ schreien, die mit ihrem verbalradikalen Getue z.B. in Magdeburg die Widerstände gegen grüne Politik geradezu geschürt haben.

Yves Venedey , Konstanz

Der Atomkonsens ist in der Sache höchst unbefriedigend, aber gemäß den Spielregeln kann das Parlament kaum die Einzelentscheidungen weitreichender beeinflussen. Jetzt auf Bündnis 90/ Grüne einzudreschen amputiert lediglich unseren parlamentarischen Arm, bringt uns aber in der Ausstiegsfrage nicht weiter.

Horst Böttinger-Thyssen , Konstanz

Wer dem Kompromiss jetzt nicht zustimmen will, sollte diese Entscheidung bitte zu Ende denken. Denn welche Alternativen gibt es nach dieser Abstimmung noch? Die absolute Mehrheit bei den nächsten Bundestagswahlen ist für Bündnis 90/Die Grünen auch bei sehr optimistischer Betrachtung nicht zu erwarten.

Hans-J. Nagel , Radolfzell

Ich gehe davon aus, dass die Grünen herausgeholt haben, was möglich war. Das Ergebnis ist nicht sehr befriedigend, aber was bleibt uns? Meines Erachtens sollte zugestimmt werden, denn schon der Gedanke an einen Außenminister Kinkel o.ä. erfüllt mich mit Grauen. Hier geht es nicht um Machterhalt um jeden Preis, sondern darum, dass auch kleine Schritte Schritte in die richtige Richtung sind!

Astrid Boberg, Wandsbek

Keiner der Kritiker des Kompromisses hat schlüssig darlegen können, dass durch eine Ablehnung des Kompromisses das Ziel des Ausstieges schneller und gesicherter erreicht werden kann. Deshalb muss der Kompromiss in trockene Tücher gepackt werden. Eine Flucht aus der Regierungsverantwortung nach dem Vorbild von Oskar Lafontaine wäre das Ende für die erfolgreiche Reformpolitik.

Jürgen Roth , Berlin

Die Grünen sind keine 50-Prozent-Partei. Insofern kann man auch nicht erwarten, dass sie ihre (richtige) Position des Sofortausstiegs bzw. des sehr, sehr schnellen Ausstiegs hundertprozentig durchbekommen.

Katrin Schaar , Berlin

Auf keinen Fall raus aus der Regierung, bevor nicht die neuen Familiengesetze verabschiedet sind. Stichwort: eingetragene Partnerschaften.

S. Kargl , Hanau

Trotz der günstigen Bedingungen für die Atomindustrie ist der Konsens letztlich ein Erfolg!!! Was macht es für einen Unterschied, ob Kraftwerke 25 oder 35 Jahre laufen bei einer Halbwertzeit von Plutonium von 20.000 Jahren. Deshalb trotz allem herzlichen Glückwunsch an Trittin und Schröder.

Bernhard Fickus , Landau

Die Vereinbarung zum Atomausstieg tut weh, wenn ich daran denke, wie viel strahlende Scheiße bis 2018 noch produziert wird. Aber lieber einen Ausstieg jetzt vereinbaren, als sich in die kuschelige Ecke der Opposition zurückzuziehen, in der man zwar Recht hat, aber damit auch das Thema Atomausstieg vom Fahrplan streicht.

Norbert Czerwinski , Düsseldorf

Ich möchte den Ausstieg aus der Atomenergie und nicht aus der Regierung!

Manfred Bucher , Mainz

Begrüßenswert ist der Atomausstieg, weil es nach 20 Jahren Anti-AKW-Bewegung und grüner Partei endlich einen Schritt weg vom Teufelszeug Atomenergie gibt. Dadurch können wir Grünen uns endlich auf die Förderung erneuerbarer Energien und auf neue Technologiezweige konzentrieren und unser Anti-Image endlich loswerden. Ich halte die Enttäuschung über den Atomausstieg für verständlich, jedoch die Lärmblasen von Herrn Ströbele nur für unnütze Versuche, uns eine großen Erfolg zu vermasseln.

Sylvio Bohr , München

Wir können uns ehrlich entscheiden, ob wir uns entweder als politik- und kompromissunfähige ewiggestrige Funditrottel oder als machtgeile, rückgratlose Realo-Ärsche einordnen lassen. Die Gefahr jedoch, dass wir durch eine Ablehnung des Vertrages den Ausstieg auf Jahre hin unmöglich machen, wiegt so schwer, dass wir ein – durchaus schlechtes – Verhandlungsergebnis akzeptieren müssen.

Ulrich Steinbach , Mainz

Ich weiß gar nicht, worum es einigen Oberproblematisierern geht! Da gibt es endlich einen selbst von der ÖTV akzeptierten Atomausstieg – wer hätte das vor zwei Jahren für möglich gehalten – und Teile der Grünen, ohne die es diesen Ausstieg nie gegeben hätte, haben Probleme. Der gesellschaftliche Wandel mag ja das Tempo einer Schnecke haben, aber wenn man dann 10 Zentimeter zurückgelegt hat, sollte man sich darüber freuen und nicht immer auf die 100-Meter-Marke starren.

Christian Sörensen , Flintbek

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen