: Im Sog der Affäre
Kohl als Sammler und Jäger
30. November 1999: Kohl übernimmt die politische Verantwortung für „Fehler“ im Finanzbereich der CDU während seiner Zeit als Parteichef. Er gesteht, dass es zu seiner Amtszeit eine „getrennte Kontenführung“ gab.
2. Dezember: Der Bundestag setzt den Untersuchungsausschuss zur Spendenaffäre ein.
16. Dezember: Kohl gibt zu, zwischen 1993 und 1998 an der offiziellen CDU-Kasse vorbei 1,5 bis zwei Millionen Mark an Spenden für die CDU angenommen zu haben. Die Namen der Spender will er nicht nennen.
3. Januar: Die Staatsanwaltschaft Bonn nimmt Ermittlungen gegen Kohl wegen des Verdachts der Untreue auf.
18. Januar: Die CDU-Spitze fordert Kohl auf, seinen Ehrenvorsitz bis zur Aufklärung der Affäre ruhen zu lassen. Kohl legt noch am selben Tag den Ehrenvorsitz nieder.
24. Januar: Im Bericht einer Gruppe von Wirtschaftsprüfer ist von insgesamt 12,1 Millionen Mark unklarer Herkunft in den CDU-Kassen die Rede. Die Parteispitze entscheidet, auf eine Klage gegen Kohl zu verzichten, aber alle rechtlichen Möglichkeiten gegen CDU-Finanzberater Horst Weyrauch auszuschöpfen.
2. März: Kohl kündigt eine private Spendensammlung für die CDU an. Mit der Sammlung will er den von ihm mitverschuldeten finanziellen Schaden für die Partei mildern. Der CDU drohen hohe Rückzahlungen.
9. März: Kohl nennt eine Reihe von Prominenten, die sich an seiner Sammelaktion beteiligen. Für besonderes Aufsehen sorgt eine 800.000-Mark-Spende des SPD-Mitglieds Erich Schumann aus der Verlagsspitze der Essener WAZ-Gruppe. Schumann wird deswegen im Juni aus der SPD ausgeschlossen.
4. Juni: Bei der Spendenaktion kommen mehr als acht Millionen Mark zusammen.
21. Juni: Mit einem NS-Vergleich beantwortet Kohl die Kritik von Schleswig-Holsteins SPD-Ministerpräsidentin Heide Simonis an seiner Sammelaktion. Simonis hatte zum Boykott von Produkten aufgerufen, deren Hersteller für Kohl gespendet hatten. Kohl erklärte im ZDF, er fühle sich an die Verfolgung jüdischer Geschäftsleute durch die Nazis erinnert.
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