Ein erster Preis, der keiner ist

■ Architekten-Wettbewerb zum Altonaer Bahnhof entschieden

Die Jury, die die Wettbewerbsbeiträge zur Neugestaltung des Altonaer Bahnhofs bewerten sollte, steckte in einem Dilemma: Der Entwurf, der ihr am besten gefiel, hielt sich nicht an die Vorgaben. Und der Entwurf, der den Vorgaben am besten gerecht wurde, war so scheußlich, dass Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer den Journalisten einbläute: „So wird der neue Altonaer Bahnhof nicht aussehen.“

Das Problem der Planer ist die S-Bahn-Station unter dem Bahnhof. Sie bestimmt weitgehend, wie die neuen Gebäude gegründet werden können und begrenzt somit die Gestaltungsmöglichkeiten. Das Team Berger und Parkkinen aus Wien, das den ersten Preis erhielt, trug dem Rechnung, indem es den westlichen Gebäudeteil niedrig hielt. Ihrem Entwurf zufolge würde vor den Bahnhof ein großer gläserner Erschließungsriegel gelegt, in dem die Leute auf Rolltreppen die Geschäfte erreichen könnten. Er würde das in die Senkrechte gekippte, quer gestellte Gegenstück zum Platz der Republik bilden.

Während dieser Entwurf auch die Vorgabe erfüllt, 10.000 Quadratmeter für ein „SB-Warenhaus“ bereit zu stellen, haben sich die Träger des Sonderpreises, nps und Partner aus Hamburg, weder darum gekümmert noch um die statischen Vorgaben durch den S-Bahnhof. Statt eines Gebäudes konzipierten sie drei, mit gekrümmten Fassaden und einer Passage, die auf den geplanten Eckbau am Eingang der Neuen Großen Bergstraße zu führt.

Beide Entwürfe, die jeweils 650 Parkplätze beinhalten, sollen ohne zeitliche Vorgabe weiterentwickelt werden. Die Bahn will einen erkennbaren Bahnhof haben und der Bezirk ein attraktives Zentrum, das die Ottenser Hauptstraße mit der Neuen Großen Bergstraße verbindet. Weil ihm der nps-Entwurf so gut gefiel, sucht Investor Büll und Liedtke jetzt nach anderen Möglichkeiten, die vorgeschlagenen Gebäude an diesem „tollen Standort“ zu nutzen. Gernot Knödler