: Kampfhundkostüm
In einem Laden im Karoviertel wandelt sich der Bullterrier zum Königspudel ■ Von Herdis Lüke
In Hamburg könnte es passieren, dass ein grimmiger Kampfhund demnächst als Königspudeldame „Püppi“, rosa Schweinchen oder als kleine Milchkuh daherkommt. Die wundersame Wandlung ist allerdings nur äußerlich und aus Stoff. Und noch sind es nur Bullterrier-Attrappen, die im Laden von Susanne Evermann (36) und Maria Leverenz (34) in der Turnerstraße im Karoviertel für die Verkleidung als „Installation“ werben.
Die beiden Designerinnen, die das kleine Geschäft nebenberuflich betreiben, nähen derzeit, was die Nadel hält, um der Kampfhundedebatte mit etwas Humor die Schärfe zu nehmen. „Vor zwei Wochen haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, wie wir uns des Themas annehmen könnten“, berichtet Susanne Evermann. „Dabei haben wir uns natürlich auch gefragt, wie wir selbst dazu stehen und ob wir mit der Welle der Hysterie schwimmen oder nicht.“ Die Kostüme sind keine hundertprozentige Tarnung, „aber sie symbolisieren doch einen charmanten Umgang mit dem Thema und dass nicht jeder Kampfhund grausam und wild ist. Wir zeigen eben eine andere Sichtweise.“
Was gerade aktuell in der öffentlichen Diskussion ist, nehmen die beiden kreativen Köpfe als Thema ihrer textilen Kreationen. „Trophäen“ sind eines ihrer Themen, und so hängt neben Dackelköpfen aus Stoff – versteckt für den Fenstergucker – eine Reihe rosa Penisse in allen möglichen Formen und Verkrümmungen aus Nickistoff als „Jagdtrophäen der etwas anderen Art“ an der Wand. Im Moment nähen und besticken die beiden Designerinnen außerdem „Maulkörbe für den besonderen Anlass“: Aus Samt und Seide und mit Knochen bestickt kommt dann auch der Hund ums Maul herum in edlem Design daher.
Und wer Probleme hat mit Nachbars Hund, kann sich in dem kleinen Geschäft auch mit Hunde-Voodoo-Puppen eindecken, um diesem entweder den Garaus zu machen oder ihn zurück zu Herrchen oder Frauchen zu holen, wenn er entlaufen ist.
Letztlich, erzählt Maria Leverenz, hatten sie eine Helmut-Kohl- Voodoo-Puppe im Schaufenster. „Seit ein paar Tagen ist sie weg. Komisch, jetzt wirds auf einmal ruhig um Kohl“, meint sie lachend und überlegt schon, wen oder was sie als nächstes „auf die Nadel nehmen“ soll.
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