: UMTS sorgt für Mastenwald
Um die UMTS-Netze aufzubauen, sind bis zu 100.000 neue Sendestationen erforderlich. Doch in den Ballungsräumen gibt kaum noch geeignete Standorte, und auf dem Land wehren sich Bürgerinitiativen gegen den drohenden Elektrosmog
von THORSTEN DENKLER
Bald wird wieder aufgeforstet im Mastenwald. Der neue Mobilfunk-Standard UMTS, der mit seinen hohen Datenübertragungsraten Videokonferenzen und Surfen in Internet via Handy ermöglichen soll, kann mit den bisher für das GSM-Netz existierenden Basisstationen nicht betrieben werden. Daher muss das bundesdeutsche Mobilfunknetz mit neuen Sende- und Empfangsstationen massiv aufgerüstet werden.
Von den verbliebenen sechs Bewerbern um eine UMTS-Lizenz, die sich derzeit in Mainz mit Milliardenbeträgen die Chance für einen Markteintritt erkaufen wollen, verfügen nur die Telekom-Tochter T-Mobil, E-Plus, D 2-Mannesmann und Viag Interkom über eigene Netze. Zusammen besitzen sie rund 33.000 Standorte für Basisstationen. Von diesen Standorten sind aber nur zwischen 30 und 60 Prozent UMTS-tauglich; die übrigen sind entweder technisch nicht geeignet oder bieten keinen Platz für neue Stationen.
Daher dürfte der Aufbau eines neuen Mobilfunknetzes vor allem für die deutsche Mobilcom schwierig werden, denn sie betreibt bisher kein eigenes Netz und hat daher auch keine Sendemasten. Nach Expertenschätzungen sind aber mindestens 10.000 Basisstationen nötig, um ein einziges UMTS-Mobilfunknetz aufzubauen, das mindestens die geforderten 50 Prozent der Fläche Deutschlands abdeckt. Bei vier bis fünf potenziellen Betreibern macht das rund 50.000 zusätzliche Basisstationen. Sollte sich außerdem noch die Zahl der Mobilfunkkunden gegenüber dem derzeitigen GSM-Standart erhöhen, könnten zusätzliche 50.000 Sende- und Empfangsanlagen gebraucht werden. Noch mehr dieser Stationen wären vor allem in den Ballungsgebieten nötig, um die UMTS-Technik möglichst optimal nutzen zu können. Denn die maximale Geschwindigkeit der UMTS-Datenübertragung von 2000 Kilobit pro Sekunde nimmt ab, je mehr Nutzer in einer Wabe sind, alsoDaten vom gleichen Sendemast empfangen.
Und während in den Städten die Hochhausdächer mitBasisstationen schon überladen sind, laufen im ländlichen Raum die Bürgerinitiativen regelmäßig Sturm gegen neue Sendeanlagen. Sie fürchten gesundheitliche Schäden durch Elektrosmog. Ihre These: Elektromagnetische Wellen dringen in den Körper ein und stören das Verhalten von Zellen bis hin zur Bildung von Tumoren.
Rückendeckung bekommen die Bürgerinitiativen vom Bundesverband der Baubiologen. Ihr Vorsitzender Uwe Münzenberg kritisiert das UMTS-Netz als „zusätzliche elektromagnetische Belastung“.
Jiri Silny vom Aachener Forschungszentrum für elektromagnetische Umweltverträglichkeit (FEMU) räumt ein, dass sich mit dem Aufbau des UMTS-Netzes „die Strahlungsemissionen sicher erhöhen werden“. Bisher aber gebe es keinen Beleg dafür, dass sich Mobilfunkwellen, ob vom Handy oder von der Basisstation ausgehend, negativ auf den menschlichen Organismus auswirkten.
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